8.
Wenn du im übrigen Christ bist, kommt der Einwurf, musst du Christus Glauben schenken, wenn er sagt, dass Moses über ihn geschrieben habe; wenn du <408>das nicht glaubst, bist du kein Christ. Das ist die ständig wiederkehrende läppische und törichte Antwort von Menschen, die ihre Behauptungen nicht belegen können. Wie viel besser hättest du doch getan, dies einfach zuzugeben! Nun gut, mir gegenüber konntest du ja diesen Einwurf machen, da du weißt, dass ich aufgrund meines religiösen Bekenntnisses (442,15), das mich zum Diener Christi macht, verpflichtet bin, ihm zu glauben; obwohl auch da die Frage offen bleibt, ob dieses Zeugnis (Joh. 5,46) von Christus stammt, sodass es vorbehaltlosen Glauben verlangt (329,6), oder aber vom Verfasser des Textes, sodass es sorgfältig überprüft werden muss. Falls wir nämlich dem gefälschten Zeugnis den Glauben verweigern, greifen wir ja nicht Christus an, sondern einzig die Fälscher. Jedenfalls ist der Einwurf noch erträglich, wenn er Christen gegenüber gemacht wird. Was soll er aber bei jenen, die ich oben erwähnt habe (442,18), nämlich beim Juden und beim Heiden, denen wir doch nicht sagen können: Wenn du Christ bist, glaube; wenn du nicht glaubst, bist du kein Christ? Obwohl der Satz selbst bei einem Christen fehl am Platz ist, da ja Christus den Apostel Thomas, als dieser an ihm zweifelte (cf. Joh. 20,25), nicht unwillig von sich wies; er zeigte ihm vielmehr, um die Wunden seiner Seele zu heilen, die Wundmale an seinem eigenen Körper (ib. 27) und sagte ihm nicht: Wenn du mein Jünger bist, glaube; wenn du nicht glaubst, bist du nicht mein Jünger. Du aber würdest das wohl zu mir sagen, obwohl ich ja nicht an Christus zweifle, sondern lediglich daran, ob jener Satz (Joh. 5,46) von Christus stammt oder fälschlich eingesetzt wurde. Aber, wirfst du nun ein, Christus bezeichnet doch jene als seliger, die nicht gesehen haben und doch glauben (ib. 29). Gut, wenn du meinst, er habe das deshalb gesagt, damit wir ohne kritischen Sinn und Urteilsvermögen alles glauben, dann sei du ruhig ohne Urteilsvermögen seliger, ich für mich bin zufrieden, mit kritischem Ohr selig in der Grundform gehört zu haben.
