16.
Es ist auch kein Grund für dich, den Diener Gottes Moses geringzuachten, weil er, wie du sagtest (443,4), ein Sünder war, und auf dem Berg den Tod fand, nachdem er bei seinem Gott in Ungnade gefallen war (cf. Deut. 34,5). Denn auch er wusste sich im Herrn zu rühmen, dass er vom selben gerettet würde wie jener, der die Worte spricht (I Tim. 1,15): Christus Jesus ist in diese Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste. Moses wird ja von der göttlichen Stimme vorgeworfen, dass sein Glaube nicht fest genug war, als er Wasser aus dem Felsen herausschlagen sollte (cf. Num. 20,7 ff.); damit kann seine Sünde etwa der Sünde des Petrus gleichgesetzt werden, der mitten im Wasser aus einem ähnlichen Mangel an Glauben Zweifel bekam (cf. Mt. 14,30). Fern aber sei der Gedanke, Moses sei deswegen aus der ewigen Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen worden, da er doch, wie das Evangelium berichtet (cf. Mt. 17,1 ff.) zusammen mit dem heiligen Elias für würdig befunden wurde, neben seinem Herrn zu stehen, als dieser auf dem Berg verklärt wurde. Denn es ist offenkundig, und das lässt sich in den Alten Büchern nachlesen, wie gross sein Verdienst auch nach dieser Sünde in den Augen Gottes war. Um nun aber zu erklären, warum Gott diese Sünde des Moses erwähnte, die einen solchen Tod als Strafe nach sich zog, will ich im Folgenden, da ich den Nachweis versprochen habe, dass gerade jene Stellen, die du dir für deine Kritik auswähltest, der Ankündigung Christi dienten (449,18. 454,12), so gut ich es vermag mit der Hilfe Gottes zeigen, dass auch das, was du am Tod des Moses kritisiert hast, bei richtiger Deutung eine Prophetie auf Christus hin ist.
