8.
An anderer Stelle, wo uns derselbe Apostel eine wahrhaft gewaltige, göttliche und ins Geheimnis eindringende Lehre über die geistigen Gaben, die zwar unterschiedlich sind, sich aber dennoch in einer harmonischen Einheit zusammenfinden, vortrug, nahm er wiederum unser Fleisch als Vergleichsbeispiel und nannte in diesen Ausführungen ausdrücklich Gott als dessen Schöpfer. Obwohl sie recht lang ist, wird es sich lohnen, die Stelle aus seinem Brief an die Korinther (I Kor. 12,1-26) in ihrer ganzen Länge in diesem Werk einzufügen, da sie ganz Entscheidendes aussagt: Auch über die geistigen Gaben will ich euch nicht in Unkenntnis lassen, meine Brüder. Ihr wisst, dass ihr, als ihr noch Heiden wart, wie hingerissen zu den stummen Götzenbildern zogt. Deshalb erkläre ich euch, dass keiner, der aus dem Geist Gottes redet, sagt ‘Jesus sei verflucht!’, und niemand ‘Jesus ist der Herr’ sagen kann ausser im Heiligen Geist. Die Gnadengaben sind zwar verschieden, der Geist aber ist derselbe; und die Dienste sind verschieden, aber der Herr ist derselbe; und die Kräfte, die wirken, sind verschieden, doch es ist derselbe Gott, der in allem alles wirkt. Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, um Nutzen zu bringen, dem einen wird durch den Geist die Rede der Weisheit geschenkt, dem andern nach dem selben Geist die Rede des Wissens, einem andern der Glaube im selben Geist, einem andern die Gabe der Heilkunst in diesem einen Geist, einem andern die Kräfte, Wunder zu wirken, einem andern die Prophetengabe, einem andern die Fähigkeit zur Unterscheidung der Geister, einem andern verschiedene Arten der Zungenrede, einem andern die Gabe sie auszulegen. All dies aber wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden seine besondere Gabe zuteilt, wie er will. Denn so wie der Leib eine Einheit ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden, so ist es auch mit Christus. In dem einen Geist wurden wir nämlich durch die Taufe in den einen Leib aufgenommen, ob wir nun Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie sind; und alle haben wir den einen Geist getrunken. Denn auch der Leib besteht ja nicht aus einem einzigen Glied, sondern aus vielen. Gehörte etwa der Fuss, wenn er sagte: ‘Weil ich keine Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib’, deshalb nicht zum Leib? Und gehörte etwa das Ohr, wenn es sagte: ‘Weil ich kein Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib’, deshalb nicht zum Leib? Und wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo wäre dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott die einzelnen Glieder, jedes für sich, in den Leib eingefügt, wie er es für gut fand. Wenn aber alle nur ein einziges Glied wären, wo wäre dann der Leib? So aber gibt es gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann aber nicht zur Hand sagen: ‘Ich brauche dich nicht’, und auch der Kopf kann nicht zu den Füssen sagen: ‘Ich brauche euch nicht’, im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich; und jenen Gliedern des Leibes, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir besondere Ehre; und unseren weniger ehrbaren Gliedern begegnen wir mit besonderer Ehrfurcht, die ehrbaren dagegen haben das nicht nötig. Gott aber hat den Leib als harmonische Einheit geschaffen, indem er den Gliedern, die der Ehre entbehrten, besonders grosse Ehre zukommen liess, damit keine Spaltung im Leib entstehe, sondern dass die Glieder in gleicher Weise einträchtig füreinander Sorge tragen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle andern Glieder mit, wenn ein Glied Ehre empfängt, freuen sich alle andern Glieder mit ihm. Wenn auch nur ein Funke gesunden Menschenverstands – geschweige denn christlichen Glaubens, der euch dem Apostel vertrauen liesse –, in euch vorhanden ist, um das Offensichtliche zu erkennen, dann möge doch ein jeder von euch bei sich selber sehen und darüber nachdenken, wie wahr, wie wohlbegründet diese Aussagen sind, wie Grosses im Kleinen, wie Gutes im Allergeringsten liegt, da der Apostel ihm solches Lob zuteil werden lässt, damit wir durch diese unzulänglichen körperlichen Dinge hindurch, die für das Auge sichtbar sind, leichter jene erhabenen geistigen Dinge, die für das Auge unsichtbar sind, erkennen können.
