8. Antwort, daß nicht Alles für Alle passe.
S. b395 Abraham: Wir sehen oft, daß von guten Dingen schlechte Beispiele genommen werden. Denn wenn sich Einer herausnimmt, Ebendasselbe zu thun (wie Andere), aber nicht mit gleicher Neigung und Absicht oder ungleicher Kraft, so fällt er sicher gerade dort in eine Schlinge der Täuschung und des Todes, wo Andere eine Frucht des ewigen Lebens erlangen. So wäre es sicherlich auch jenem tapfern Knaben, welcher sich mit dem streitbarsten Riesen im Kampfe maß, ergangen, wenn er die mannsgroße, starke Waffenrüstung Sauls angehabt hätte; und sie, mit welcher das kräftigere Alter unzählige Schaaren von Feinden niedergestreckt hätte, wäre für den Jüngling zum Verderben gewesen, 1 wenn er nicht in kluger Unterscheidung die seiner Jugend passenden Waffen gewählt hätte und so gegen den feindlichen Unhold statt mit Panzer und Schild, wie er die Andern gerüstet sah, nicht mit jenen Geschoßen wäre bewaffnet gewesen, mit welchen er zu kämpfen verstand. Deßbalb gehört es sich, daß Jeder von uns zuvor das Maaß seiner Kräfte genau abwäge und dann nach dessen Umfang die Übung ergreife, die ihm gefällt. Denn obgleich alle gut sind, so ist doch nicht jede für Alle passend. Denn deßhalb, weil das Einsiedlerleben gut ist, behaupten wir noch nicht, daß es für Alle passend sei. Wird es ja von Vielen nicht nur als für sie unfruchtbar, sondern auch als verderblich erkannt. Auch wenn wir mit Reckt die Einrichtung der Klöster oder die Sorge für die Brüder für heilig und lobenswerth erklären, meinen wir deßhalb nicht schon, daß sie von Allen zu suchen sei. So bringt auch der Fremdendienst reiche Frucht, aber er kann nicht von Allen ohne Schaden der S. b396 Geduld angestrebt werden. Man muß also zuerst die Einrichtungen eurer Gegend, und dann jene von dieser gegeneinander abwägen, und dann sind die Kräfte der Menschen, die da in der fortwährenden Beharrlichkeit bei Tugend oder Laster erworben wurden, je für sich auf verschiedenen Wagschaalen zu prüfen. Es kann nämlich geschehen, daß, was einem Manne von diesem Stamme schwer und unmöglich scheint, für einen Andern die eingewurzelte Gewohnheit gleichsam zur Natur gemacht hat. So ertragen gewisse Nationen, welche durch eine ungeheure Verschiedenheit der Gegenden getrennt sind, eine große Gewalt der Kälte oder die Hitze der Sonne ohne eine Bedeckung des Körpers, während Dieß Andere, die keinen ungemäßigten Himmelsstrich kennen, nicht auszuhalten vermögen, ob sie sonst auch noch so kräftig sind. So müßt denn auch ihr, die ihr mit größter Anstrengung des Leibes und Geistes nur in dieser Gegend gleichsam die Natur eures Vaterlandes in vielen Stücken zu bekämpfen wagt, genau erwägen, ob ihr in jenen als gleichgültig verrufenen Gegenden, welche in der Kälte übergroßen Glaubensmangels gleichsam erstarrt sind, diese Blöße, um mich so auszudrücken, ertragen könntet. Den Unsern hat der von Alters her übliche heilige Wandel jene Stärke des Berufes gewissermaßen von Natur aus eingepflanzt, und wenn ihr findet, daß ihr solcher Standhaftigkeit und Kraft ebenbürtig seid, dann braucht auch ihr die Nähe von Eltern und Brüdern nicht mehr zu fliehen.
Der Greis stellt sich den David doch gar zu knabenhaft vor. Das ist gegen den Redegebrauch und die Darstellung der hl. Schrift. Der Löwenbesieger wäre groß und stark genug gewesen für die Rüstung, aber ungewohnt war sie ihm. ↩
