3. Was ermöglicht der Lauheit den Sieg über den Mönch?
So ist es um die unglückliche, durch solche Anschläge der Feinde gefangene Seele geschehen, so lange sie von dem Geiste des Ueberdrusses, wie von einem gar starken Widder, ermüdet entweder in den Schlaf sinken lernt oder, aus den Schranken ihrer Zelle geschleudert, bei dieser Anfechtung Trost in dem Besuche eines Mitbruders zu suchen gewohnt ist. Denn gerade das Heilmittel, dessen sie sich für jetzt bedient, wird sie gar bald noch kränker machen. Häufiger nämlich und heftiger wird der Feind Den angreifen, von dem er weiß, daß er schon beim Beginne des Kampfes und von ferne die Flucht ergreifen wird, und den er nicht von dem Siege noch von dem Kampfe, sondern von der Flucht Heil hoffen sieht. Zuletzt läßt sich der Unglückliche nach und nach aus seiner Zelle ziehen und fängt an, seine Standespflichten zu vergessen, die nichts Anderes sind als das geistige Schauen und Betrachten jener himmlischen und über Alles erhabenen Reinheit. Und obwohl er weiß, daß er dieselbe nur in der Stille, durch fortwährendes Verharren in der Zelle und durch Betrachtung erlangen kann, wird er doch schließlich aus einem Streiter Christi ein Fahnenflüchtiger, mischt sich in weltliche Händel und verscherzt das Wohlgefallen Dessen, dem er sich geweiht.
