Nr. 11
Ihr lacht, daß wie die Denkbücher anzeigen, in alten Zeiten die Perser die Flüsse, die Araber einen unförmlichen Stein, die skythischen Stämme einen kurzen Säbel, die Thespier einen Zweig für die Cinxia, die Ikarier einen unbekannten Stein für die Diana, die Pessinuntier einen Kiesel für die Göttermutter, die Römer eine Lanze für den Mars, wie des Varro Musen angeben, und die Samier, wie Aethlius erwähnt, vor dem Gebrauch S. 170 der Einführung der Bilder ein Bret für die Zuno verehrt haben; und ihr laßt ab vom Lachen, da ihr für die unsterblichen Götter Menschenbildchen und menschliche Gestalten anfleht. Ja ihr haltet sogar dafür, diese Bildchen selbst seyen Götter, und glaubt, außer denselben besitze Nichts eine göttliche Kraft. Was sagt ihr! Es haben folglich die himmlischen Götter Ohren, auch Köpfe, Nacken, Hinterhäupter, Rückgrathe, Lenden, Schenkel, Knie, Hinterbacken, Füße, Knöchel und alle übrigen Gliedmaßen, aus welchen wir zusammengesetzt sind, die im ersten Theile etwas vollständiger aufgezählt und reichlicher beschrieben wurden? Möchte doch gestattet seyn, in eure Herzen und in die Verborgenheit des Gemüthes selbst hineinzuschauen, wo ihr so verschiedenartige und höchst dunkle Gedanken umtreibt und überlegt: wir fänden, daß ihr eben so gesinnt seyd wie wir, und hinsichtlich der Götter Gestaltung keine andere Meinungen hegt. Allein was vermögen wir wider die hartnäckige Meinung, wider die ausgestreckten Schwerter, wider die neuersonnenen Peinen? Muthvoll sprecht ihr den Bestwissenden die ungerechte Sache zu, und was ihr ein für allemal vernunftlos gethan, damit nicht scheint, ihr hättet es nicht gewußt, vertheidigt ihr; und haltet für besser, nicht überwunden zu werden, als der offenbaren Wahrheit nachzugeben und beizustimmen.
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