Nr. 14
Es beliebt an dieser Stelle, als seyen gleichsam alle Völkerstämme des Erdkreises versammelt, einen gemeinsamen Vortrag zu halten und in die Ohren Aller, die dieß gemeinschaftlich hören sollen, zu sagen: Wie kommt es denn, Menschen, daß ihr euch selbst von freien Stücken in so augenscheinlichen und offenkundigen Dingen durch eigenwillige Blindheit täuscht und bestrickt? Vertheilt einmal die Finsterniß, und zum Lichte des Verstandes hingewendet wieder erfaßt es zunächst und seht welcher Beschaffenheit das, was man vollbringt, ist; wenn ihr nur euer Recht behaltet und euch in den von Vernunft und Klugheit gegebenen Schranken befindet. Diese euch schreckenden Bildnisse, die ihr in sämmtlichen Tempeln hingeworfen und in Demuth verehrt, sind Gebeine, Steine, Erze, Gold, Silber, Lehm, Holz, dem Baum entnommen, oder mit Gyps gemischter Thon; etwa aus Hurenschmuck oder aus Weiberputz, aus Kamelknochen oder Elfenbein, aus Kochtöpfen, Gefäßen, Leuchtern und Lampen, oder aus sonstigen unflätigern Geschirren zusammengehäuft, verfertigt und in diese von euch wahrgenommenen Gestalten wie Formen gebracht hervorgegangen; im Töpferofen gebrannt, durch Schlägel und Hämmer entstanden, mit Dreheisen, mit Feilen geglättet, mit Sägen, Bohrer, Aexten und Hobeln zerschnitten, behauen, durchlöchert, ausgehöhlt, geebnet. Ist dieß nicht Irrthum, um die Wahrheit zu sagen, nicht Unsinn, den für einen Gott zu halten, welchen du sicherlich selbst gemacht hast? zitternd anzuflehen das von dir verfertigte Ding; und da du weißt und gewiß bist, es sey dein Werk und die Geschicklichkeit der Hände, vor demselben niederzufallen, und in Drangsalen wie Bedrängnissen der günstigen Gottheit Hülfe demüthig zu erflehen?
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