Nr. 4
Allein nicht um deßwillen, sagt man, legen wir den Göttern Tempel bei, um denselben die durchnässenden Regengüsse, die Sturmwinde, den Sonnenbrand gleichsam abzuwehren; sondern damit wir sie vielmehr gegenwärtig in der Nähe beachten und zunächst anflehen, mit den Anwesenden gewissermaßen Unterredungen der Verehrung haben können: denn würde man sie unter freiem Himmel und unter der Decke der Atmosphäre anrufen, so hören sie nicht, und brächte man die Gebete nicht ihnen zunächst dar, so stehen sie, als ob man nichts sage, verschlossen und unbeweglich da. Wir halten dagegen dafür, daß jeder Gott durchaus, ist er nur durch dieses Namens Kraft vermögend, von jeglichem Theile der Welt her, was jedweder gesprochen, als sey er gegenwärtig, hören, ja was irgend Einer im verborgenen Sinnen erfasse, durch Vorerkenntniß wissen müsse. Und wie die Gestirne, die Sonne, der Mond, ober der Erde dahingehend, allen Sehenden durchaus zugleich und allenthalben zugegen sind, so auch kommt es dem Gehör der Götter zu, für keine Zunge verschlossen, immer gegenwärtig zu seyn, obschon die Stimmen aus entfernten Gegenden in ihm zusammenkommen: denn das ist der Götter Eigenthümlichkeit, Alles mit ihrer Kraft zu erfüllen; nicht theilweise irgendwo, sondern allenthalben ganz, nicht anwesend, nicht abwesend zu seyn; nicht zum Mahle bei den Aethiopiern hinzuziehen und nach zweimal sechs Tagen zur verlassenen Heimat zurückzukehren.
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