Nr. 21
Man erzählt, Antiochus von Cyzikum habe den goldenen Jupiter von fünfzehn Ellen weggenommen und einen aus Erz, mit Goldblättchen überzogen, an die Stelle gethan. Wenn die Götter in ihren Bildnissen nun gegenwärtig sind und dieselben bewohnen, welche Geschäfte, welche Sorgen hinderten Jupiter, seine persönliche Verletzung zu verfolgen und sich wegen der Versetzung in schlechteren Stoff zu rächen? Als jener schändliche Dionys den Jupiter des goldenen Mantels beraubte und ihm dafür einen wollenen umhing, mit scherzhafter Rede höhnend: jener sey für den Frost zu kalt, dieser voll Wärme, jener ferner bei der Hitze lästig, dieser dagegen während der Gluth luftig: wo war damals der König des Himmels, um sich als gegenwärtig durch irgend ein Schreckniß zu erweisen und den unverschämten Spaßmacher zum Ernst mittelst Qualen zurückzurufen? Was erwähne ich, wie er des Aeskulaps Ansehen verlachte? Zu dem er, da er ihm den umfangreichsten, wohlgewichtigen und philosophisch dichten Bart abnahm, sagte, es sey ein Unbill, den vom glatten und kahlen, einem Nichtmannbaren ähnlichen Vater Apollo erzeugten Sohn so bärtig darzustellen, so daß es im Zweifel stehe, welcher der Vater, welcher der Sohn, ob beide eines Geschlechtes und derselben Blutsverwandtschaft seyen. War nun, da dieß Alles geschah und da der Räuber mit lästerlichen Spottreden scherzte, der Gott in dem seinem Namen und seiner Hoheit geweihten Bildnisse; warum hat er die Schmach des abgeglätteten und verunstalteten Antlitzes nicht mit gerechter und wohlverdienter Strafe verfolgt und durch diese Thatsache seine Anwesenheit, wie auch, daß er mittelst beharrlicher Hut sein Heiligthum und Bildniß beschütze, dargetan?
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