Nr. 18
Wie nun? In solcherlei Materien hausen die Götter immerdar und entfernen sich nie irgend, selbst im dringendsten Falle? Oder dürfen sie frei, wenn's ihnen beliebt, wo immer sich hinbegeben und von ihren S. 175 Wohnsitzen wie Bildnissen fortgehen? Unterliegen sie der Nothwendigkeit des Beharrens, was kann wohl jammervoller und unglückseliger seyn, als wenn sie Haken und Bleibänder so am Fußgestell festhalten? Enteilen sie aber nach Willkür und haben sie das unbeschränkte Recht, die nichtigen Bildnisse zu verlassen, so hören folglich die Bildnisse für eine gewisse Zeit auf Götter zu seyn, und es wird zweifelhaft, wann die heiligen Dienste dargebracht werden müssen; wann dieser sich zu enthalten schicklich und heilsam sey. Oftmals sehen wir, daß die Künstler diese Bildnisse bald klein fertigen und zur Länge der Spanne verkürzen, bald zur unmäßigen Größe ausdehnen und in wunderlichem Umfange aufrichten. Hieraus folgt also, daß wir bemerken müssen, in den kleinen Bildnissen ziehen sich die Götter zusammen und werden nach des fremden Körpers Form verkürzt; in den großen dagegen strecken sie sich lang aus und gewinnen an Umfang. Ist dieß nun also, so muß man auch sagen, in sitzenden Bildnissen sitze der Gott, in stehenden stehe, in laufenden laufe, in pfeilschnellenden schnelle derselbe; er bilde und bereite sich nach derselben Gebehrde, und bequeme sich zur Ähnlichkeit mit dem abgebildeten Körper in der übrigen Gestaltung.
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