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Werke Philon von Alexandria (-20-50) De Decalogo Über den Dekalog

14.

Allen solchen Trug wollen wir von uns fernhalten und nicht das, was verwandter Natur mit uns ist, göttlich verehren, und hätte es auch ein reineres und für Unsterblichkeit mehr gemachtes Wesen erhalten — verwandt mit einander ist ja was erschaffen ist, eben weil es erschaffen ist und weil der Vater aller Dinge der eine Schöpfer des Alls ist —; wir wollen vielmehr mit Herz und Mund und mit aller Macht uns dem Dienste des Unerschaffenen, des Ewigen, des Urhebers des Weltalls, hingeben mit Anspannung aller unserer Kräfte, wir wollen nicht wanken und nicht weichen, um etwa der Menge zu gefallen, von der leicht auch, wer sonst sich retten könnte, in das Verderben hineingezogen wird.

So wollen wir denn das erste und heiligste Gebot in uns befestigen, Einen für den höchsten Gott zu halten und zu verehren; die Lehre der Vielgötterei darf nicht einmal das Ohr des in Reinheit und ohne Falsch die Wahrheit suchenden Mannes berühren. Wenn nun auch jene, die Diener und Verehrer der Sonne, des Mondes, des ganzen Himmels und der Welt und ihrer vorzüglichsten Teile sind, als ob es Götter wären, sündigen, — denn wie sollte das nicht Sünde sein? — da sie die Untergebenen mehr als den Herrscher ehren, so vergehen sie sich doch so schwer nicht wie die anderen, die sich Holz und Stein, Silber und Gold und ähnliche Stoffe, wie es einem jeden gefällt, zurecht schnitzten und dann den Erdball mit Guss- und Schnitzwerken und sonstigen von Menschenhand gefertigten Götzenbildern anfüllten, deren Meisterinnen Bildhauerkunst und Malerei sind, die damit dem Menschenleben einen grossen Schaden zugefügt haben (Vgl. hierzu die ähnliche Schilderung und Widerlegung der verschiedenen Formen des Götzendienstes in dem Buche Weish. Salom. cap. 13, insbesondere V. 3ff. und V. 10ff.). Denn die edelste Stütze des Seelenlebens haben sie damit abgehauen, den für uns notwendigen Glauben an den ewig lebenden Gott, und so treiben sie wie schwankende Fahrzeuge ewig unruhig umher, bald hierhin bald dorthin, und können niemals in den Hafen einlaufen und ihren sichern Anker in der Wahrheit finden, weil sie blind sind gegen das, was des Schauens wert ist und worauf allein der Blick scharf gerichtet sein müsste. Sie scheinen mir ein noch elenderes Dasein zu führen als die an den körperlichen Augen Gelähmten; denn diese sind doch ohne ihre Schuld verletzt worden, sie hatten entweder eine schwere Augenkrankheit zu bestehen oder wurden von Feinden hinterlistig angefallen, jene aber haben vorsätzlich ihr Geistesauge nicht blosss getrübt, sondern haben es geradezu wegwerfen wollen. Deshalb gebührt den einen wie Unglücklichen Mitleid, die anderen aber trifft wie Elende gerechte Strafe, denn sie haben ausser anderem selbst das ganz Naheliegende nicht sehen wollen, was schon „ein unmündiges Kind erkennt" (Sprichwörtliche Redensart im Griechischen (Homer Ilias XVII 32. Hesiod, Werke u. Tage 218).), dass nämlich der Bildner höher steht als das Gebilde, sowohl der Zeit nach — denn er ist älter und gewissermassen der Vater des verfertigten Werkes — als auch der Macht nach, denn das Wirkende ist doch ansehnlicher als das Leidende. Sie hätten auch, wenn sie schon fehlgingen, die Maler und Bildhauer selber mit einem Übermass von Ehren vergöttern sollen; statt dessen lassen sie diese unbeachtet und gewähren ihnen nichts besonderes, die von ihnen verfertigten Bildwerke und Malereien aber halten sie für Götter. Und so sind die Künstler oftmals in Armut und ohne Ansehen geblieben, bis sie alt und grau geworden, und von anhaltenden Unglücksschlägen heimgesucht zuletzt darin gestorben, während die durch ihre Kunst hergestellten Werke mit Purpur und Gold und den anderen Kostbarkeiten, die der Reichtum liefert, verehrungsvoll geschmückt werden und ihr Dienst nicht blosss von (gewöhnlichen) Freien verrichtet wird, sondern auch von Edelgeborenen und körperlich Wohlgestalteten. Denn bei den Priestern wird sowohl die Abkunft genau darauf geprüft, ob sie tadellos, als auch die Gesamtheit der Glieder des Leibes, ob sie ganz vollkommen ist. Und das ist noch nicht das Schlimmste, wenn es auch schlimm genug ist, das Allerärgste ist dies: ich kenne manche von den Verfertigern, die zu ihren eigenen Schöpfungen beten und ihnen opfern; sie täten wahrlich besser daran, ihre beiden Hände anzubeten, oder, wollten sie schon den Schein der Eigenliebe vermeiden, dann doch Hammer und Amboss, Pinsel und Zirkel, kurz all das Handwerkszeug, mit dem die Stoffe geformt wurden.

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Über den Dekalog

Inhaltsangabe
  • Über den Dekalog
    • 1.
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