26.
Das dritte Gebot der zweiten Reihe ist: nicht stehlen. Denn wer nach fremdem Gute verlangt, ist ein gemeinsamer Feind des Staates, der, ginge es nach seinem Willen, das Eigentum aller an sich reissen würde und nur, weil seine Macht blosss so weit reicht, das einiger wenigen raubt, indem die Habsucht bei ihm sich zwar weit erstreckt, das Können aber hinter dem Wollen zurückbleibt und daher sich beschränken muss und nur einige wenige treffen kann. Die Diebe aber, die eine gewisse Macht erlangt haben, plündern ganze Städte aus und kümmern sich nicht um die Strafen, weil sie mächtiger zu sein glauben als die Gesetze: das sind die von Natur oligarchisch Gesinnten, die nach Herrschaft und Gewalt streben, die die Diebstähle im grossen ausführen und mit den vornehmen Namen der Obrigkeit und der Regierung den Raub, was es in Wahrheit ist, bemänteln. Von früher Jugend auf lerne darum jeder, dass man nichts von fremdem Gut heimlich entwenden darf, und wäre es das geringste, weil Gewohnheit, wenn sie einwurzelt, stärker ist als Natur, und das Kleine, wenn ihm nicht gewehrt wird, zu bedeutender Grösse sich auswächst und immer weiter sich ausdehnt.
