85.
1. Wenn aber diese Luft der umgebenden ähnlich wird und zugleich mit dem Frühling mehr Raum bekommt, so wird sie von der Einengung befreit, indem sie jetzt durch weiträumige Gefäße entweichen kann, während diese vorher geschlossen waren. Und nicht mehr jammert mit leiser Stimme das kraftlose Lied, sondern die Stimme der Vögel erschallt schon mit vollem Ton und läßt sich weithin hören, und der Gesang wird jetzt gleichsam der Frühling der Stimme der Vögel.
2,1 Deshalb darf man auch nicht glauben, daß die Hyäne je ihre Natur verändere; denn das gleiche Tier hat auch nicht zugleich die beiden Geschlechtsteile, die eines Männchens und die eines Weibchens, wie einige angenommen haben, indem sie von Zwitterwesen fabelten und damit zwischen der weiblichen und männlichen Natur eine dritte, nämlich eine mannweibliche, neu S. a94 schufen.
3. Sie täuschen sich aber gar sehr, da sie das kunstreiche Wirken der Natur nicht verstehen, die aller Mutter und Urheberin alles Lebens ist. Da nämlich dieses Tier, die Hyäne, überaus geil ist, so hat es von Natur unter dem Schwanz vor dem Darmausgang einen Auswuchs aus Fleisch, der Form nach ähnlich dem weiblichen Geschlechtsteil.
4. Dieses Gebilde aus Fleisch hat aber keinen Ausgang, ich meine einen, der zuletzt zu irgendeinem nützlichen Teil führte, etwa zur Gebärmutter oder zum Mastdarm. Vielmehr hat es nur einen großen Hohlraum, in dem es die zwecklose Lüsternheit aufnimmt, wenn die der Geburt dienenden Wege sich weggekehrt haben, weil sie ganz von dem Gebären in Anspruch genommen sind.
Zu 85, 2—86, 1 vgl. Aristoteles, Hist. an. VI 32 p. 579 b 15—29; De an. gen. III 6 p. 757 a 3—13; die Stelle ist aus Clemens zum Teil wörtlich bei Eustathios, Comm. in Hex. Migne Ser. gr. 18 Sp. 744 angeführt. ↩
