109.
1. Solche Kleider sind zum Anschauen, nicht zur Bedeckung da. Und die mit Gold durchwebten Stoffe und die mit Purpur gefärbten und die mit Tierbildern bestickten (ein solches Prunkgewand ist freilich dem Wind ausgesetzt) und jenes nach Salben duftende Safrangewand und die kostbaren und bunten Kleider aus den vielbewunderten feinen Häuten, bei denen Tiere auf den Purpur eingestickt sind, all das muß man samt der darauf verwendeten Kunst fahren lassen.
2. „Denn wie könnten wohl Weiber etwas Verständiges oder Ruhmvolles zuwege bringen, die wir dasitzen“, wie die Komödie sagt,
„in bunter Farbenpracht,
Ins Safrankleid gehüllt und herrlich aufgeputzt?“1
3. Der Erzieher aber ermahnt ausdrücklich: „Rühme dich nicht der Kleider, die du anlegen kannst, und erhebe dich nicht wegen irgendeines Vorzugs, der unbeständig ist!“2 Und spottend über die in weiche Kleider gehüllten Leute sagt er in dem Evangelium: „Siehe, die Leute, die in prächtigen Gewändern und in Üppigkeit leben, sind in den Königspalästen zu finden.“3 Damit meint er die Königspaläste auf Erden, die vergänglich sind und in denen Schönheitswahn und eitles Trachten nach Ehre und Schmeichelei und Täuschung wohnen; wer aber beflissen ist, dem himmlischen Fürstenhof zu dienen, wo der König des Weltalls thront, läßt das unbefleckte Gewand der Seele, das Fleisch, heiligen und bekleidet sich auf diese Weise mit Unvergänglichkeit.4
4. Wie nun die Unverheiratete sich Gott allein widmen kann und ihre Gedanken nicht geteilt sind, die Verheiratete dagegen, wenn sie sittsam ist, ihr Leben zwischen Gott und ihrem Gatten teilt, wenn sie aber S. a116 anders geartet ist, sich ganz der Ehe, das heißt der Leidenschaft, hingibt,5 in der gleichen Weise widmet sich, wie ich meine, die sittsame Frau ihrem Gatten und verehrt dabei Gott ohne Heuchelei; die Prunksüchtige aber ist sowohl Gott als der sittsamen Ehe untreu geworden, indem sie für ihren Gatten den Schmuck eintauschte in gleicher Weise wie die untreue argivische Frau, ich meine die Eriphyle, „Die für den trauten Gemahl als Preis das kostbare Gold nahm.“6
Aristophanes, Lysistr. 42-44; vgl. Paid. III 7, 1. ↩
Sir. 11, 4. ↩
Luk. 7, 25. ↩
Vgl. 1 Kor. 15, 53 f.; 2 Kor. 5, 2. ↩
Vgl. 1 Kor. 7, 34. ↩
Hom. Od. 11, 327. Eriphyle ließ sich von Polyneikes durch ein goldenes Geschmeide dazu bestimmen, ihren Gatten Amphiaraos zur Teilnahme am Zug gegen Theben zu veranlassen. ↩
