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Denn auch die Befestigung des wahren Glaubens umfaßt die reine Liebe, unbeweglich zu stehen in der Hoffnung; denn durch die Gnade des heiligen Geistes ist sie solchen Geeinigten eine feste Mauer der Zuflucht durch alle Tugenden. Diese Mauer wagt Niemand zu nehmen; denn sie wird bewacht von der Wachsamkeit im Glauben, rein und im Gedächtniß der Hoffnung immer unerschütterlich, lobend und preisend den Herrn mit unersättlichem Verlangen, mit übereinstimmendem Willen, um mit überfließendem und süßem Verlangen sich zu sehnen nach der Quelle der Gnaden und unaufhörlich zu trinken von dem Ausfluße derselben und zu begießen die Pflanzen der Gerechtigkeit und den Samen der Gnaden der Frömmigkeit durch die Ströme der Thränen, daß sie als Unterpfand Frucht bringen. Denn die Liebe ist der geistige Frühling des Wachsthums des Glaubens und der reinen Liebe, S. 139 welcher alle Tugenden hervorsproßen macht, wie an den Bäumen und Pflanzen die Blätter und die Blüthen, von den winterlichen Fesseln gelöst. Ebenso macht die Wärme der reinen Liebe im Glauben durch liebliche Thränen die Tugenden erglänzen durch den Willen und die Gnaden der allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Und die Uebereinstimmung des Glaubens und die Gleichheit der reinen Liebe, nach welcher Seite sie sich wendet, versammelt alle Uebereinstimmenden in Christo. Und er ist unser Hafen und der Austheiler der Geschenke, lebendige Quelle und Vorgeschmack der Unsterblichkeit, welcher alle Reinen mit Anmuth krönt mit ewigem Leben. Und die Tugend eines Jeden wird erhoben, und bereitet wird der Ruhm heilsamen Nutzens, und die Werke der himmlischen Tugenden werden gezeigt gemäß den guten Künsten; denn die Vorsicht der Klugheit aller Sinne in Glauben und in reiner Liebe hat die makellose Unbeflecktheit sich genähert, welche das Laster und die Makel vom Leibe und vom Verstande entfernt in klarer und reiner Liebe zu Gott. Sie vermag auszuwählen das Nützliche und zu verwerfen das Schädliche und den Verstand und die Sinne zu ermuntern zum Guten und immer zu bewachen den Eingang des Schadens des Betruges in Furcht und Klugheit. Denn in der Furcht Gottes sammelt sich der Geist zur Beachtung des Wortes Gottes, und von der Klugheit geleitet, weist er das Böse zurück und sucht das Gute und bleibt rein und gerecht, im Sichtbaren und Unsichtbaren wachsam, damit nicht der Böse hinterlistig eindringe in den Verstand und in die Sinne und raube den Schatz der Tugend und damit nicht des Gerichtes schuldig befunden werde der Träge, welcher nicht wachbar bewacht hat das Haus der Schätze der Tugend, sondern eine Oeffnung machen und stehlen ließ den guten Reichthum, welchen er besitzen hätte sollen im Zukünftigen, und deßhalb wird er gestraft in der Hölle wegen der Läßigkeit. Also geschehe Vorsicht in Bewachung der Burgen und der S. 140 Schätze der Tugend in Christo, die am Leibe geschmückt ist mit Gnaden, damit wir dadurch befreit werden von dem Truge des Widersachers und von den Täuschungen desselben, damit wir seinem Willen gefallend eintreten zu den versprochenen Gütern ohne den Schaden der Schande, alle Wahrheiten und den Ruhm reiner Sitten mit uns führend, damit wir ruhen im Busen der Ruhe und in den Armen des Trostes und im unauslöschlichen Lichte des Ruhmes, damit gemäß unseren reichlichen Früchten zunehme unser Ruhm, und wir befreit in Christo die Krone des Ruhmes des Glanzes vom allmächtigen Vater erhalten.
