21. Rat an die heimkehrenden Bischöfe, die Eintracht zu wahren.
Als nun die Synode wieder auseinandergehen sollte, richtete der Kaiser zum Abschied noch einmal das Wort an die Bischöfe; er berief sie alle auf den nämlichen Tag zu sich und legte ihnen dann ans Herz, den Frieden untereinander sich aufs eifrigste angelegen sein zu lassen, die eifersüchtigen Streitigkeiten zu meiden und nicht voll Neid zu sein, wenn einer unter den Bischöfen durch Weisheit und Beredsamkeit in Ansehen stehe; vielmehr sollten sie in der Tüchtigkeit des einzelnen ein Gut sehen, das allen gemeinsam gehöre, und es dürften sich die Besseren ja nicht über die Schwächeren erheben; denn Gott stehe das Urteil darüber zu, wer in Wahrheit besser sei; den Schwächeren müsse man aber mit milder Nachsicht entgegenkommen, weil sich das Vollkommene überall nur spärlich finde. Deshalb sollten sie sich auch gegenseitig bei geringen Anstößen Nachsicht gewähren und menschliche Schwachheiten sich gerne verzeihen; denn alle sollten die allgemeine Eintracht sehr hochschätzen, damit ja nicht ein gegenseitiger Zwist denen, die stets bereit seien, das Gesetz Gottes zu lästern, Anlaß zu Spott gebe; denn für diese sei durchwegs ganz besonders Sorge zu tragen, da sie gerettet werden könnten, wenn unsere Religion ihnen nur bewundernswert scheine. Und da müsse man wohl wissen, daß gelehrte Untersuchungen nicht allen zu statten kämen; denn die einen freue es, sich ihren Lebensunterhalt verschaffen zu können; andere pflegten sich unter den Schutz Mächtiger zu begeben, wieder andere feierten die, welche ihnen liebevollen Beistand angedeihen ließen, noch andere liebten es, durch Geschenke geehrt zu werden, und nur wenige seien Liebhaber wahrer Gelehrsamkeit und selten hinwiederum sei ein Freund der Wahrheit. Deshalb müsse man sich in alle hineinfinden und jedem nach Art eines Arztes reichen, was ihm zur Heilung fromme, so daß bei allen die Lehre des Heiles in jeder Hinsicht geachtet werde.
S. 111Solches waren die Mahnungen, die der Kaiser zuerst gab; zum Schlusse fügte er noch hinzu, sie sollten mit Eifer für ihn zu Gott ihre Gebete verrichten. Nach solchem Abschied ließ er alle in ihre Heimat zurückkehren. Diese aber kehrten voll Freude zurück und es herrschte nunmehr bei allen nur eine Gesinnung, über die vor dem Kaiser selber eine Übereinstimmung erzielt worden war; verbunden war jetzt wie in einem Körper, was seit langer Zeit getrennt gewesen war.
