59. Verwirrung in Antiochia wegen des Eustathius. (Diesbezügliches Schreiben Konstantins, der den Frieden vermitteln will)
Alle brachten in herzlicher Freude ob solcher Zustände ihr Leben hin und die Kirche Gottes wurde überall und in allen Provinzen auf jegliche Weise geehrt. Da rüstete sich aber wiederum der Neid, der hinterlistige Feind alles Guten, gegen eine solch glückliche Wohlfahrt; er hoffte, daß schnell auch der Kaiser selber uns entfremdet werde, erzürnt durch unsere Unruhe und Unordnung. Er entzündete also einen mächtigen Brand und stürzte die Kirche von Antiochia in ein so erschütterndes Unheil, daß nicht viel fehlte und es wäre die ganze Stadt von Grund aus zerstört worden1 . Da nämlich das gläubige Volk in zwei Parteien gespalten und die ganze Stadtgemeinde mitsamt den Behörden und den Soldaten wie Feinde unter sich so erbittert war, daß man sogar zu den Schwertern greifen wollte, hätte nicht die Fürsorge Gottes und die Furcht vor dem Kaiser das Ungestüm der Menge zurückgedrängt: da suchte wiederum des Kaisers Langmut gleich einem Erlöser und Seelenarzte jenen Kranken durch seine Worte Heilung zu bringen2 . Er unterhandelte mit den Leuten in aller Güte; er sandte ihnen aus den angesehenen Männern seiner Umgebung, die mit der Würde eines Comes ausgezeichnet waren, den zuverlässigsten, ermahnte sie durch aufeinanderfolgende Schreiben, eine friedliche Gesinnung zu hegen und belehrte sie, würdig ihrer Religion zu handeln; er suchte sie zu bereden und dadurch, daß er ihnen schrieb, er habe den Urheber des Streites schon verhört, zugleich auch zu verteidigen. Auch diese Briefe des Kaisers, die nicht gewöhnliche Gelehrsamkeit verraten und überaus nutzbringend sind, S. 135hätte ich hier beigefügt, brächten sie nicht die Angeschuldigten in üblen Ruf. Darum werde ich diese beiseite lassen, da ich der Ansicht bin, man dürfe das Andenken an das Schlimme nicht erneuern, und ich will nur diejenigen in meine Darstellung einfügen, die der Kaiser in seiner Freude über die Eintracht und den Frieden der andern geschrieben, worin er mahnte, ja nicht auf den fremden Bischof Anspruch erheben zu wollen, durch dessen Vermittlung sie Frieden unter sich geschlossen hätten; sie sollten sich vielmehr nach der Satzung der Kirche den zum Hirten wählen, den ihnen der gemeinsame Heiland der Welt zeigen werde. Er schrieb also gesondert dem Volke und den Bischöfen folgendes:3
