55. Zerstörung des Götzentempels zu Aphaka in Phönikien und Abschaffung der dort herrschenden Ausschweifungen.
Darauf zündete der Kaiser gleichsam einen hellleuchtenden Feuerbrand an, um mit seinem kaiserlichen Blick umherzuschauen, ob nicht irgendwo noch ein Überbleibsel des Wahnes heimlich verborgen sei; wie ein zum Himmel emporschwebender Adler mit seinem überaus scharfen Blick aus der Höhe herab auch das Fernste auf der Erde sieht, ebenso sah auch er, obwohl er in der Kaiserburg seiner herrlichen Stadt weilte, doch aus der Ferne, daß im Land der Phönikier ein schlimmes Reizmittel zum Fange der Seelen verborgen war. Es war dies ein Hain und ein Tempel, nicht mitten in einer Stadt oder auf einem Markte oder an einer Straße, wie sie so vielmals der Zierde wegen in den Städten aufs herrlichste geschaffen werden, sie lagen vielmehr jedem Pfade, jedem Weg und jeder Heeresstraße ferne und waren dem schändlichen Dämon der Aphrodite zu Ehren an einem hohen Punkte des Libanon bei Aphaka angelegt. Das war geradezu eine Schule des Lasters für alle S. 131Ausschweifenden und für solche, die durch gänzliche Zügellosigkeit ihren Leib zugrunde gerichtet hatten. Weibische Männer, die gar keine Männer mehr waren, verleugneten die Würde ihrer Natur und suchten durch unnatürliche Unzucht die Göttin sich geneigt zu machen; hinwiederum pflegte man in diesem Tempel wie in einem Lande ohne Gesetz und ohne Herrscher gesetzwidrigen Umgang mit Weibern und ehebrecherische Unzucht und man beging unaussprechliche und abscheuliche Schandtaten. Und keiner fand sich, der die Verbrechen hätte angeben können, weil kein ehrbarer Mann es wagte, dorthin zu gehen. Aber nicht konnten die Vorgänge daselbst auch dem großen Kaiser verborgen bleiben; nachdem er auch dies in seiner kaiserlichen Sorgfalt selber erforscht hatte, urteilte er, daß dieser Tempel es nicht verdiene, von den Strahlen der Sonne beschienen zu werden und er gab Befehl, den ganzen Bau mitsamt seinen Weihgeschenken von Grund aus zu zerstören. Es wurde denn auch wirklich sofort auf des Kaisers Gebot vernichtet, was Ausschweifung und Irrtum geschaffen hatten; einer Schar Soldaten oblag es, den Ort zu reinigen, und die, welche bis jetzt zügellos gelebt hatten, lernten auf die Drohung des Kaisers hin ein keusches Leben führen.
Ebenso erging es auch den götzendienerischen Griechen, die sich so weise dünkten; auch ihnen mußte die eigene Erfahrung die Eitelkeit ihres Wahnes zeigen.
