37. Ermordung des Abts Lupentius von Javols
Lupentius, der Abt(2) der Kirche des heiligen Märtyrers Privatus in der Stadt Javols, wurde von der Königin Brunichilde nach Hofe beschicken und stellte sich dort ein. Er war nämlich, wie man sagt, von dem Grafen der genannten Stadt, Jnnocentius, angeklagt worden, daß er Übles von der Königin S. 168 geredet habe(1). Nach Untersuchung der Sache ließ man ihn aber, da er keines Majestätsverbrechens schuldig befunden wurde, von dannen ziehen. Als er sich jedoch auf den Weg machte, wurde er von dem genannten Grafen abermals gefangen genommen und, nach dem Hofe von Ponthion gebracht, vielfach mißhandelt. Und da er abermals entlassen war, um heimzukehren, wurde er noch einmal, als er an der Aisne sein Zelt aufgeschlagen hatte, von seinem Feinde überfallen. Dieser überwältigte ihn, hieb ihm das Haupt ab, steckte es in einen Sack, den er mit Steinen beschwerte, und warf es so in den Fluß; an den Rumpf aber band er ein Felsstück und versenkte ihn so in die Tiefe. Einige Tage nachher bemerkten diesen einige Hirten, zogen ihn aus dem Flusse und wollten ihn bestatten. Während man aber noch zurichtete, was zum Begräbnis erforderlich war, und nicht wußte, wer der Tote sei, zumal er ohne Haupt gefunden war, flog plötzlich ein Adler herbei, hob einen Sack vom Grunde des Flusses auf und legte ihn am Ufer nieder. Es verwunderten sich alle, die zugegen waren, nahmen den Sack, und als sie neugierig nachsahen, was er enthielte, fanden sie das Haupt des Erschlagenen und begruben es nun zugleich mit dem Rumpfe. Noch jetzt soll sich dort wunderbarerweise ein Licht zeigen, und wenn ein Kranker im Glauben an dem Grabe betet, geht er geheilt von dannen.
