32. Von der zweiten Gesandtschaft Gundovalds
Gundovald schickte abermals zwei Boten(3) aus, und zwar sandte er sie an den König, mit geweihten Stäben nach der Sitte der Franken, damit sie nämlich von niemandem angetastet würden, sondern, nachdem sie ihre Botschaft ausgerichtet hätten, ungehindert mit der Antwort zurückkehrten(4). Aber diese entdeckten unvorsichtigerweise, ehe sie noch vor den König gelangten, vielen ihre Aufträge. Sofort kam das Gerücht hiervon vor den König, sie wurden in Fesseln geschlagen und vor ihn gebracht. Hier wagten sie nicht zu ver- S. 229 hehlen, was der Zweck ihrer Reise, an wen sie gesandt und von wem sie abgeschickt seien, und sprachen: „Gundovald, der jüngst vom Morgenlande gekommen ist und sagt, er sei der Sohn eures Vaters, König Chlothars, schickt uns, um den ihm gebührenden Teil seines Reichs zu fordern; wenn dieser ihm von euch nicht gegeben wird, so wisset, daß er mit seinem Heere in diese Gegenden ziehen wirdDenn alle tapfern Männer in dem Lande, das jenseits der Dordogne zu Gallien gehört(1) stehen mit ihm im Bunde, und also spricht er: ,Wenn wir im Kampfe auf dem Plane Zusammentreffen, dann wird Gott richten, ob ich Chlothars Sohn bin oder nicht(2)" Da entbrannte der König in Wut, ließ sie auf den Bock spannen und mit aller Macht peitschen, damit sie es sicher erhärteten, wenn sie die Wahrheit gesprochen hätten, wenn sie aber noch eine geheime Absicht in der Tiefe ihres Herzens verbürgen, der Schmerz der Folter diese ihnen wider ihren Willen auspreßte. Als aber die Qualen der Folter immer größer wurden, sagten sie aus, seine Nichte(3), König Chilperichs Tochter, sei gleich Bischof Magnulf von Toulouse in die Verbannung geschickt worden(4) und alle ihre Schätze habe Gundovald an sich gerissen, der gesamte Adel König Childeberts habe diesen aufgefordert, den Thron zu besteigen, besonders seitdem Gunthramn Boso vor einigen Jahren nach Konstantinopel gegangen sei und ihn nach Gallien zu kommen eingeladen habe.
