Kap. 15. (Ein Kaufmann namens Firmus wurde durch eine Abschweifung Augustins in einer seiner Predigten bekehrt).
1 Nicht nur ich selbst, sondern auch andere Brüder und Mitdiener, die mit mir damals an der Kirche zu Hippo mit dem heiligen Mann zusammenlebten, erinnern sich, daß er (einmal) bei Tisch zu uns sagte: „Habt Ihr heute in der Kirche in bezug auf meine Predigt bemerkt, daß ihr Verlauf vom Anfang bis zum Schluß von meiner sonstigen Gewohnheit abwich, da ich das ursprüngliche Thema nicht bis zum Ende entwickelt habe, sondern in der Schwebe ließ?“
2 Wir antworteten: Es ist uns bewußt, daß wir uns gleich darüber gewundert haben, und wir tun es noch. Darauf Augustin: „Ich glaube, der Herr, in dessen Hand wir und unsere Predigten sind, hat vielleicht ein irrendes Gemeindemitglied durch unsere Unaufmerksamkeit und Irrtum belehren und heilen wollen; denn als ich die Grenzen des Themas, das ich mir vorgenommen, behandelte, kam ich durch einen Exkurs auf ein anderes und beendete, ohne jenes abzuschließen oder völlig darzulegen, die Predigt mehr als Widerlegung des manichäischen Irrtums, über den ich schweigen wollte, denn als Ausführung meines ursprünglichen Plans.“
8 Und siehe da — den Tag darauf, wenn ich nicht irre, oder nach zwei Tagen kam einer namens Firmus, ein Kaufmann, warf sich dem im Kloster sitzenden heiligen Augustin in unserer Gegenwart auf den Knien unter Tränen zu Füßen und bat, daß der Priester mit seinen heiligen Genossen den Herrn seiner Sünden wegen anflehen möge, indem er sich als früherer Anhänger der Sekte der Manichäer bekannte; er habe in ihr S. 36 sehr viele Jahre zugebracht und daher sehr viel Geld den Manichäern und denen, die sie „Auserwählte“ nennen, umsonst geopfert, aber jetzt sei er durch Gottes Gnade in der Kirche, da er jüngst durch Augustins Darlegungen bekehrt und katholisch geworden sei.
4 Und als der verehrungswürdige Augustin und wir, die wir bei der Szene zugegen waren, den Mann eingehend befragten, durch welche Ausführung in der Predigt er hauptsächlich befriedigenden Aufschluß erhalten habe, bewunderten und bestaunten wir alle bei seinem Referat, auf unsere eigene Erinnerung an die Abschnitte der Predigt zurückgreifend, Gottes tiefen Plan in bezug auf das Heil der Seele, und wir rühmten und segneten seinen heiligen Namen, ihn, der da, wann er will und woher er will und wie er will, durch Wissende und Unwissende das Heil der Seelen bewirkt.
5 Und von Stund an schloß sich jener Mann der Lebensregel der Diener Gottes an und gab den Kaufmannsstand auf. Er stieg aus der Zahl der Gemeindemitglieder auf und wurde in einem anderen Landstrich Presbyter, durch den Willen Gottes begehrt und genötigt; aber die heilige Lebensregel (= das Mönchtum) hielt er fest und bewahrte sie. Und vielleicht ist er noch jetzt in Übersee tätig.
