Kap. 18 (Die Pelagianisten, die neuen Häretiker, wurden widerlegt und verurteilt).
1 Auch gegen die Pelagianisten — die neuen Häretiker unserer Zeit, die verschlagenen Streitredner und besonders subtilen und schädlichen Schriftsteller, die da, wo immer sie konnten, öffentlich und in den Häusern das Wort führten — stand er just zehn Jahre lang in heißer Arbeit, eine Fülle von Büchern verfassend und edierend und in der Kirche den Gemeinden gegen diesen Irrtum sehr oft predigend.
2 Und da diese verkehrten Leute dem Apostolischen Stuhl durch ihre Schmeichelei ihren falschen Glauben einzureden versuchten, wurden auf afrikanischen Synoden von den heiligen Bischöfen die dringlichsten Beschlüsse gefaßt, um die heiligen Päpste der Stadt — zuerst den verehrungswürdigen Innocentius, sodann seinen Nachfolger, den heiligen Zosimus — zur Überzeugung zu bringen, daß die Sekte vom katholischen Glauben zu verabscheuen und zu verdammen sei.
3 Und die Vorsteher des so erhabenen Stuhls sprachen mehrmals bei gegebener S. 38 Gelegenheit ihren Tadel aus, trennten sie von den Gliedern der Kirche ab und sprachen dann durch Schreiben an die afrikanischen Kirchen des Westens und an die des Ostens das Urteil, sie seien mit dem Anathem zu belegen und von allen Katholiken zu meiden.
4 Und dieser kundgegebene Richterspruch der katholischen Kirche Gottes über sie kam auch dem frommen Kaiser Honorius zu Ohren, und er schloß sich ihm an, indem er bestimmte, die (auch) nach seinen Gesetzen Verdammten seien als Häretiker zu betrachten.
5 Daher kehrten einige von ihnen in den Schoß der heiligen Mutterkirche, den sie verlassen hatten, zurück, und andere kehren noch jetzt zurück, indem die Wahrheit des rechten Glaubens gegenüber jenem verwünschten Irrtum sich immer mehr kundtat und die Oberhand gewann.
6 Der unvergeßliche Mann, das Hauptglied am Leibe des Herrn, war für das, was der universalen Kirche frommt, unablässig besorgt und wachsam. Und Gott gewährte es ihm, daß er sich an der Frucht seiner Arbeiten schon in diesem Leben freuen durfte, zunächst an der Durchführung der Einheit und des Friedens in dem kirchlichen Gebiete von Hippo, seinem eigentlichen Regierungsbereich, sodann in andern Teilen Afrikas, wenn er sah, wie, sei es durch ihn selbst, sei es durch andere, die er als Priester bestellt hatte, die Kirche des Herrn sich entwickelte und vervielfältigte, und wenn er voll Freude bemerkte, daß Manichäer, Donatisten, Pelagianisten und Heiden schwere Einbußen erlitten und sich der Kirche Gottes anschlossen.
7 Auch den Fortschritten und Studien gehörte seine Gunst und allen guten Dingen seine Freude; die Disziplinlosigkeit der Brüder ertrug er mit frommer und heiliger Geduld und seufzte über die Ungerechtigkeit der Schlechten, sei es der Kirchenleute, sei es der Auswärtigen, immer voll Freude über die Gewinne in bezug auf den Herrn und traurig über die Verluste.
8 So zahlreich aber ist das, was er diktiert und herausgegeben hat, und so zahlreich sind seine in der Kirche gehaltenen, niedergeschriebenen und durchgesehenen Reden — gegen die verschiedenen Häretiker und die Auslegungen von Abschnitten der kanonischen Bücher zur Erbauung der heiligen Söhne der Kirche —, daß kaum ein Gelehrter imstande ist, alles durchzulesen und zur Kenntnis zu nehmen.
9 Aber, um in keinem Stücke die, welche das Wort der Wahrheit heiß begehren, zu enttäuschen, habe ich mit Gottes Hilfe an den Schluß dieses kleinen Werkes einen Katalog der Bücher, Predigten und Briefe gestellt. Wer die Wahrheit Gottes mehr liebt als zeitlichen Reichtum, möge sich nach der Durchsicht des Katalogs was er wünscht zur Lektüre auswählen und zum Abschreiben erbitten, sei es von der Bibliothek der Kirche zu Hippo, wo verbesserte Exemplare zu finden sein werden, sei es von woher er es vermag; das Aufgefundene möge er abschreiben, die Abschrift bei sich behalten und sie neidlos jedem, der sie altschreiben will, darreichen.
