5.
Nimm Dich in acht vor den Ammen und Wartefrauen und vor dem übrigen weinseligen Geschmeiß, das aus Deiner Haut Riemen schneiden will. Sie raten Dir nicht, was Dir, sondern was ihnen frommt. Oft werden sie Dir vorbelfern:
„Willst Du, Dich grämend, einsam vergehen in stetem Alleinsein, Ferner nicht kosten noch Lächeln des Kinds, noch Freuden der Venus?“ 1
Wo heilige Keuschheit wohnt, da ist auch die Einfachheit zu Hause. Wo es einfach zugeht, da machen die Dienstboten keine Geschäfte. Was sie nicht auf die Seite schaffen können, das glauben sie sich entzogen. Sie schauen nur, wieviel sie erhalten, wobei es ihnen gleich bleibt, ob es von einem großen oder kleinen Vermögen kommt. Wo sie einen Christen sehen, sind sie gleich mit einem Schimpfwort von der Gasse bei der Hand und nennen ihn Griechen 2 oder Betrüger. Die häßlichsten Gerüchte streuen sie aus, tun aber so, als ob sie das, was von ihnen stammt, von anderen erfahren hätten. Dabei sind sie es, welche das Gerücht verbreitet und ständig Schlimmeres hinzugefügt haben. Hier ist die S. 154 Quelle der lügenhaften Gerüchte. Ein solches Gerücht macht seinen Weg durch ganze Provinzen, wenn es einmal zur Kenntnis der vornehmen Damen gekommen und durch deren Mund gegangen ist. Da kannst Du sehen, wie viele dieser geschminkten Frauen mit beißenden Worten und unter allerhand Verrenkungen toben und mit ihren scharfen Zähnen über die Christen herfallen.
„Hierbei stottert die eine, der reich um die Schultern herumwallt Purpurgewand, in näselndem Tone ein eitles Gewäsche; Poltert drauf los, läßt stolpern die Worte am leckeren Gaumen.“ 3
Der ganze Chor fällt ein, und von allen Stühlen ertönt das Gekläff. Leute unseres Standes machen mit ihnen gemeinsame Sache. Man schmäht sie, aber sie schmähen wieder andere. Geht es gegen sie, dann sind sie still; geht es gegen uns, dann legen sie los, als ob sie etwas anderes wären als Mönche. Was aber über die Mönche gesagt wird, das färbt auch auf die Geistlichen ab, auf die ja zuletzt der Ordensstand zurückgeht. Ist doch der Schaden, der die Herde trifft, eine Schande für den Hirten. Dafür verdient aber auch jener Mönch volles Lob, der die Priester des Herrn achtet und jenen Stand nicht herabzieht, dem er sein Christentum verdankt.
