7.
Die Buhlerin im Evangelium, die in ihren Tränen getauft wurde und mit ihren Haaren, mit denen sie früher so viele verführte, die Füße des Herrn trocknete, fand Rettung. 1 Sie trug keine gekräuselte Kopfbinde, keine knisternden Schuhe, und ihre Augen verdunkelte kein Puder. Je unscheinbarer, desto schöner war sie. Was haben Purpurfarbe und Bleiweiß im Antlitz einer Christin zu suchen, die rote Wangen und Lippen oder ein weißes Gesicht und einen weißen Hals vortäuschen sollen? Feuer für die Jünglinge sind sie, ein Stachel der Begierde, das Zeichen einer unreinen Gesinnung. Wie kann die Frau ihre Sünden beweinen, welche mit ihren Tränen ihre Haut bloßlegt und Furchen zieht in ihrem Gesichte? Das ist kein Schmuck des Herrn, wohl aber die Maske des Antichrists. Wie kann die Frau ihr Gesicht voll Vertrauen zum Himmel erheben, wenn es der Schöpfer nicht als sein Werk anerkennen kann? Es ist umsonst, mit künstlichen Mitteln sich jung zu machen und eine jugendliche Erscheinung vorzutäuschen. Eine Witwe, die ihrem Manne nicht mehr zu gefallen braucht und nach dem Apostel in Wahrheit eine Witwe ist, 2 hat außer der Standhaftigkeit nichts nötig. In ihr lebt die Erinnerung an genossene Freuden; sie weiß, was sie verloren, woran sie sich ergötzt hat. Diese feurigen Pfeile des Teufels müssen durch strenges Fasten und Wachen ausgelöscht werden. Wir müssen so sprechen, wie es unserer Kleidung angemessen ist, oder uns so kleiden, daß es zu unseren Worten paßt. Warum soll unser Handeln unsere Worte Lügen strafen? Mit S. 157 der Zunge rühmt man die Keuschheit, während der ganze Körper Lüsternheit zur Schau trägt.
