10.
Tertullian ist reich an Gedanken, doch schwerfällig im Ausdruck. 1 Der selige Cyprian gleicht einem klaren Quell, mild und ruhig fließen seine Worte dahin. 2 Aber während er ganz darin aufgeht, zur Beobachtung der Tugend zu mahnen, kommt er in den Wirren der Verfolgung nicht dazu, die Hl. Schrift zu erklären. Victorinus 3 hinwieder, den ein glorreiches Martyrium verherrlicht, versteht es nicht, seinen Gedanken den rechten Ausdruck zu verleihen. Hätte doch Laktanz, dessen Beredsamkeit an den Fluß der ciceronianischen Rede erinnert, es mit der gleichen Leichtigkeit verstanden, für unsere Lehre einzutreten, wie er es verstanden hat, gegnerische Auffassungen zu zerstören! 4 Arnobius ist in seinen Ausführungen ungleichmäßig und zu weitschweifig. 5 Außerdem fehlt es an der Einteilung, so daß alles durcheinanderläuft. Der heilige Hilarius bedient sich der geschraubten gallischen Redeweise, in die er griechische Zieraten hineinwebt. 6 Dazu gesellt sich ein schwülstiger Periodenbau, so daß seine Lesung für die einfacheren Brüder nicht in Frage kommt. Die übrigen, mögen sie bereits verstorben sein oder noch unter den Lebenden weilen, will ich übergehen. Andere S. 185 werden später über sie ein günstiges oder ungünstiges Urteil fällen.
Zum Stile Tertullians vgl. B. II 382 f. ↩
Über den Stil Cyprians s. B. II 443 ff. ↩
Viktorinus von Pettau wirkte In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts als Bischof dieser Stadt und starb als Märtyrer wahrscheinlich während der diokletianischen Verfolgung. Über seinen Stil s. auch ep. 70, 5 ad Magnum ↩
Firmianus Lactantius, christlicher Apologet des 3. Jahrh. (vgl. B. II 525 ff.). ↩
Arnobius war unter Diokletian Lehrer der Beredsamkeit in Sicca Veneria im prokonsularischen Afrika und ein Bekämpfer des Christentums. Durch ein Traumgesicht dem Glauben zugeführt, betätigte er sich als Apologet (vgl. B. II 517 ff.). ↩
Hilarius von Poitiers (ca. 315—367). Über seine Schreibweise s. B. III 367 f. ↩
