Kap. 4 (Er wurde gefaßt und zum Presbyter gepreßt).
1 Zu ebendieser Zeit nun (— als sich Augustin in Hippo befand —) war in der katholischen Kirche zu Hippo der heilige Valerius Bischof. Als dieser, weil die kirchlichen Umstände es verlangten, das Volk Gottes (die Gemeinde) in einer Ansprache zur Bezeichnung und Ordination eines Presbyters aufforderte, kannten die Katholiken (d. h. eben die Gemeinde) bereits des heiligen Augustins Lebensweise und Lehre und taten sich zu einem Angriff zusammen — er selbst stand sorglos und unkundig des Kommenden dabei; denn er pflegte, wie er uns oftmals gesagt hat, als Laie nur diejenigen Kirchen zu meiden, die (zur Zeit) ohne Bischöfe waren.
2 Sie ergriffen ihn also und, wie es bei Wahlen herkömmlich ist, brachten ihn zum Bischof zur Ordination, indem alle einmütig und mit dem gleichen Verlangen den Vollzug erbaten und mit höchstem Eifer und Geschrei forderten, während er reichliche Tränen vergoß.
3 Aber, wie er uns selbst berichtet hat, einige deuteten damals seine Tränen als Stolz und suchten ihn gleichsam zu trösten durch den Hinweis darauf, daß er zwar der höheren Stelle würdig sei, daß aber das Presbyteramt dem bischöflichen nahestehe, während doch dieser S. 30 Mann Gottes, wie er uns berichtet hat, in tieferer Erwägung erkannte und beseufzte, auf wie viele und große drohende und heranriickende Gefahren für sein (inneres) Leben er sich von der Regierung und Verwaltung der Kirche her gefaßt machen müsse; und deshalb weinte er.
4 Und — das Verlangen der Petenten wurde, wie sie es gewünscht hatten, erfüllt.
