Kap. 12 (Augustin entkam durch einen Irrtum seines Führers den ihm bereiteten Nachstellungen).
1 Einige Male besetzten bewaffnete Zirkumzellionen dem Diener Gottes Augustin die Wege, wenn er auf Ansuchen, um katholische Gemeinden zu visitieren, zu instruieren und zu ermahnen, Reisen machte, was er sehr häufig tat.
2 Und einmal ereignete es sich, daß sie trotz ihrer großen Anzahl ihn nicht zu fassen kriegten; zum Glück nämlich kam der Priester (Augustin) durch die Vorsehung Gottes, durch den Irrtum aber seines Führers mit seinen Begleitern auf einem anderen Wege an sein Ziel. Als er dann erkannte, daß er durch diesen Irrtum den Händen der Frevler entronnen war, dankte er Gott dem Befreier mit allen (seinen Leuten). Jene aber, wie die öffentlichen Prozeßführungen bezeugen, verschonten nach ihrer schlimmen Gewohnheit überhaupt weder Laien noch Kleriker.
3 Hier darf nicht verschwiegen werden, was zum Lobe Gottes durch das Streben und den Eifer um das Haus Gottes des in der Kirche so hervorragenden Mannes gegen die genannten wiedertäuferischen Donatisten geschehen und ausgeführt worden ist:
4 Als einmal einer aus der Zahl jener Männer, die er aus seinem Kloster und Klerus zu Bischöfen der Kirche promoviert hatte, die seiner Sorge unterstellte Diözese der Kirche von Calama visitierte und seine Erfahrungen im Interesse des Friedens der Kirche im Kampf gegen jene Häresie öffentlich mitteilte, geschah es, daß er auf der Reise auf die feindlichen Unternehmungen stieß. Er mit allen seinen Begleitern entrann zwar, aber seine Tiere und das Gepäck wurden geraubt und er selbst aufs schwerste verunehrt und mißhandelt.
5 Um den Fortschritt des Friedens der Kirche nicht weiter hemmen zu lassen, verschwieg der Verteidiger der Kirche den Vorgang dem gesetzlichen S. 34 Richter nicht. Und Crispinus, der damalige donatistische Bischof der Stadt und Landschaft Calama, ein seit Jahren angesehener und gelehrter Mann, wurde zu der Strafe in Gold verurteilt, die durch die Staatsgesetze gegen die Häretiker festgestellt war.
6 Als nun Crispinus gegen die Gesetze protestierte und vor dem Prokonsul erklärte, er sei kein Häretiker, entstand die Notwendigkeit, ihm, als der Verteidiger der Kirche zurücktrat, seitens eines katholischen Bischofs entgegenzutreten und ihn zu überführen, er sei das doch, was er zu sein in Abrede gestellt habe; denn wenn das der katholische Bischof nicht getan hätte (sein Gegner aber bei seiner Behauptung blieb), konnte leicht er von den Unwissenden für den Häretiker gehalten werden und aus der Unterlassung für die Glaubensschwachen ein Ärgernis entstehen.
7 Daher drängte der hochangesehene Bischof Augustin mit allen Mitteln darauf, daß die beiden Bischöfe von Calama zu Rede und Gegenrede erschienen und zum dritten Mal den Streitpunkt miteinander verhandelten.
8 Eine große Menge des Christenvolks erwartete in Carthago und in ganz Afrika den Ausgang des Prozesses: Eine prokonsularische förmliche Sentenz verkündigte, Crispinus sei Häretiker. Nun aber trat der katholische Bischof bei dem Richter dafür ein, daß die Strafe in Gold seinem Gegner erlassen werde, und er erlangte diese Wohltat.
9 Aber als der undankbare Gegenbischof an den frommen Herrscher appellierte, erging vom Kaiser eine definitive Antwort auf die Eingabe, die donatistischen Häretiker seien an keinem Orte zu dulden und seien überall der Strenge aller gegen die Häretiker erlassenen Gesetze zu unterwerfen. Demgemäß wurden der Richter und die Gerichtspersonen und Crispinus, von dem bisher nichts beigetrieben worden war, angewiesen, zehn Pfund Gold dem Fiskus zu bezahlen.
10 Aber auch jetzt bemühten sich die katholischen Bischöfe, vornehmlich durch Augustins gesegneten Andenkens, daß diese Verurteilung aller durch die Gnade des Herrschers aufgehoben werde, und mit Gottes Hilfe kam es dazu. Durch diese Freundlichkeit und den heiligen Eifer wuchs die Kirche mächtig.
