6.
Durch Demuth und freiwilligen Gehorsam sollen sie sich unterwerfen zum gemeinsamen Nutzen und zur Zustimmung zu den Geboten Gottes und an Gott glauben. „Denn die von Gott aufgestellt sind,“ heißt es, „und widerspenstig sind, Diese werden das Gericht erdulden, wer sie auch sind.“ Und sie sollen übereinstimmend sein in Einem Kloster und in der Einstimmigkeit des Ruhmes der allerheiligsten Dreifaltigkeit Eines Sinnes und Gedankens sein, nicht in Aufreizung und nicht in eitler Ruhmsucht, wie der Apostel sagt, sondern in Demuth die Anderen für mehr halten als sich selbst. Diese sind es, welche das Oel der reinen Liebe immer bei sich haben und mit brennenden Lampen eintreten in das Brautgemach, welche der allmächtige Vater erfreut in den Verheißungen des himmlischen Bräutigams in den unendlichen Freuden.
Die aber sich trennen und entfernen von der Einmüthigkeit der Brüderschaft, Diese gleichen den thörichten Jungfrauen und haben nicht das Oel der Liebe, und es ist ihnen verschlossen das Brautgemach wegen des Auslöschens der hochzeitlichen Lampen. Sie hören von der Stimme des Bräutigams: Weil ihr nicht Liebe gegen die Brüder gezeigt habt und die Fessel S. 257 der Einmüthigkeit gebrochen habt, so gehet in die äußerste Finsterniß! Und welche die Uebereinstimmung der geistigen Liebe gegen die Brüderschaft unversehrt bewahrt haben und die Einmüthigkeit mit dem Vorgesetzten, Diese sind selig, und alle Eigenschaften des Guten und die Zeichen der Tugend sind ihnen aufgeprägt.
