19.
Der lobwürdige Simon antwortete: „Ferne sei es Simon, dem Diener des einen lebendigen und wahren Gottes, andere Götter anzuerkennen und Sonne und Mond anzubeten, deren Lauf vergänglich ist, oder das Feuer, das täglich (aus Mangel an) nährendem Holz stirbt und erlöscht. Diesem deinem Befehl, Herr, König, gehorche ich nicht, auch wenn du befiehlst, daß alle meine Gebeine im Feuer verbrannt werden. Ich, der Vernünftige, werde nicht das Unvernünftige anbeten, noch ich, der Lebendige, das Sterbliche." Der König sprach: „Wenn du das Feuer nicht anbetest, weil es sterblich ist, so darfst du auch deinen Gott nicht anbeten. Denn auch er starb, als ihn die Juden kreuzigten. Die Sterblichkeit des Feuers bedeutet somit soviel wie die Sterblichkeit deines Gottes." Als der herrliche Simon das hörte, erschrak er und sprach: „Ferne sei es, Herr, König, daß Gott leide oder sterbe. Wer leidet und stirbt, ist nicht Gott, weil die göttliche Natur über Leiden und Tod erhaben ist. Nicht leidet er in seiner Natur noch in etwas anderem." Der König sprach: „Wenn du sagst, daß dein Gott nicht stirbt, so wirst du als Lügner erfunden." Der selige Simon sprach: „Nicht habe ich gelogen, Herr, König." Der König sprach: „Ist Jesus, den ihr Christus nennt, nicht gestorben?" Simon sprach: „Gewiß ist er gestorben, wieder zum Leben gekommen und auferstanden, aber nicht Gott." Der König sprach: „Wer ist Jesus Christus, den ihr nennt?" Simon sprach: „Gott und Mensch." Der König sprach: „Wie wurde Gott Mensch?" Simon sprach: „Da Gott die Menschen vom Irrtum belehren und ihre Wunden heilen wollte, die Menschen aber Gott nicht sehen und leben können, nahm er Menschennatur an, lehrte die Menschen, tat ihnen Gutes, heilte ihre Wunden und bekehrte sie vom Götzentrug, Die Juden eiferten gegen den Sichtbaren, nicht gegen den Unsichtbaren, sie ergriffen und kreuzigten ihn. Er gab sich hin, daß er sterbe und (wieder) lebe und allen Menschen S. 29 einen Beweis der Auferstehung gebe. Er kehrte (wieder) zum Leben, stand auf, stieg auf zum Himmel und wird (wieder) kommen und die Toten erwecken. Und diese Sonne, die du mir jetzt anzubeten befiehlst, verfinsterte sich, als er gekreuzigt wurde, um die Juden anzuklagen, daß jener Heilige nicht Kreuzigung, sondern Anbetung verdient." Der König sprach: „Bis jetzt habe ich so gehört; denn man sagt, daß die Juden den Christengott kreuzigten." Der heilige Simon sprach: „Ferne sei es den Christen, so zu sagen, Herr, König. Die Marcioniten sind es, die so sagen, sie, die sich lügenhafter Weise Christen nennen"12).
Vgl. dazu Vita Mâr Abâ no. 3 (s. unten) ↩
