25.
Als ihn die Henker (quaestionarii) eilig an den Ort schleppten, der den Todesstrick spannt, sprach Gûhaschtazâd laut zu den Kommissären1 des Königs, die ihn hielten: „Wartet ein wenig." Sie hielten an und standen in eitler Hoffnung, die sie von ihm hegten. Er rief einen Eunuchen und sprach: „Geh und sage dem König: Gûhaschtazâd spricht: Ich habe deiner Majestät etwas zu sagen." Der Eunuch ging und sagte es dem König. Als dieser es hörte, freute er sich gar sehr, weil er hoffte, daß sein Wille geschehe, und befahl, ihn hereinzuführen. Als Gûhaschtazâd eintrat, adorierte er und sprach: „Du weißt, Herr, König, daß ich treu und gewissenhaft war auch gegen dich, bester der Männer, und nicht nur gegen dich, sondern auch gegen deinen Vater vor dir, wie du von deiner Mutter, der Königin, gehört2, guter König. Auch deine Majestät hat das so S. 35 eben bezeugt, indem du sagtest: Ich schone deiner wegen deiner rechtschaffenen Mühewaltung, die du gegen mich und meinen Vater bewiesen und bin deshalb langmütig gegen dich. Deshalb bitte ich dich um eines. Deine Barmherzigkeit möge befehlen, daß meine Bitte erfüllt werde." Der König, sprach: „Um was bittest du?" Gûhaschtazâd sprach: „Deine Barmherzigkeit befehle, daß ein Herold auf die Mauer steige, mit einer Pauke herumgehe und verkünde: Gûhaschtazâd, der hingerichtet wird, wird nicht hingerichtet, weil er ein Staatsgeheimnis verriet, oder bei einem anderen Verbrechen betroffen wurde, nach dem ihn die Gesetze zum Tode verurteilten; sondern, weil er Christ ist, wird er hingerichtet. Der König befahl, daß er seinen Willen tue und die Sonne anbete; aber er gehorchte nicht, seinen Gott zu verleugnen."
Scharrîr; in den Märtyrerakten oft genannt. Ein Sch. und Freund des Königs II 843; Ankläger der Christen IV 252; Kommandant der Elephanten und Sch. bei den Christenprozessen II 142; königl. Eunuch und Sch. 196. Mit dem Großmôpêt genannt II 212. Gewöhnlich an der Spitze der Soldaten (paigê) als Vollstrecker des Urteils IV 177. 183. 190, 196. ↩
Schâpûr wurde erst nach dem Tode seines Vaters, Hôrmîzd II (gest. Januar oder Februar 310) von der judenfreundlichen Königin Efra (?) Hôrmîzd geboren und nach Beseitigung dreier Brüder als König ausgerufen. Die Königin führte mit dem Adel die Regentschaft. Vgl. Tabari S. 51 f. 417. ↩
