22.
1. Groß aber ist die Menge solcher Leute. Die einen von ihnen, von ihren Lüsten geknechtet, zum Unglauben entschlossen, verlachen die Wahrheit, die doch aller Verehrung würdig ist, und machen sich über ihre barbarische Herkunft lustig.
2. Die anderen blähen sich auf, bringen es mit Gewalt fertig, Verleumdungen gegen unsere Lehren ausfindig zu machen, und schaffen Streitfragen herbei; sie sind Phrasenjäger, Freunde von Künsteleien, „Zänker und Riemendreher“ (d.i. Freunde von Trugschlüssen) wie jener Mann aus Abdera sagt.1
3. Und bei dem Dichter heißt es: „Leicht ja bewegt sich die Zunge der Menschen, und viel sind die Reden; Hierhin und dorthin erstreckt sich das Feld für allerlei Worte.“ S. a28 Und weiter: „Eben das Wort, das du selber gesagt, bekommst du zu hören.“2
4. Mit dieser Redefertigkeit brüsten sich die bemitleidenswerten Prunkredner (Sophisten) und reden entsprechend ihrer eigenen Torheit dummes Zeug. Ihr ganzes Leben mühen sie sich mit der Unterscheidung von Wortbedeutungen und der irgendwie beschaffenen Verbindung und Verknüpfung von Redensarten ab und erweisen sich geschwätziger als Turteltauben.3
5. In einer, wie mir scheint, eines Mannes unwürdigen Weise reizen und kitzeln sie die Ohren4 derer, die nach solchem Juckreiz Verlangen tragen, geradezu ein Strom von Worten, von Gedanken nur ein Tröpflein.5 So kommt es, daß bei ihnen wie an alten Schuhen alles andere schadhaft ist und zugrunde geht und nur die Zunge noch übrigbleibt.6
Demokritos Fr.150 Diels, Vorsokr. 5. Aufl. II S. 172,12; vgl. Plut. Mor. p. 614 E. ↩
Hom. Il. 20,248-250; vgl. Elter, Gnom. hist. 78. ↩
Vgl. Aelian, Hist. an. 12,10; Zenob. 6,8; Diogen. 8,34; Arsen. Viol. p. 451 f. Walz; CAF II p. 326 f. Kock. ↩
Vgl. 2 Tim 4,3. ↩
Vgl. Theokritos von Chios bei Stob. Flor. 36,20. ↩
Vgl. Paid. II 59,3. ↩
