91.
1. Daß aber auch den Griechen (von der Schrift) das Zeugnis gegeben wird, daß unter ihren Lehren manches S. a82 Wahre ist, das läßt sich auch aus folgendem ersehen. Von Paulus wird in der Apostelgeschichte erzählt, daß er zu den Areopagiten sagt:
2. „Ich sehe, daß ihr sehr fromme Leute seid. Wie ich nämlich umherging und eure Heiligtümer besichtigte, fand ich einen Altar mit der Inschrift: Einem unbekannten Gott. Den ihr also verehrt, ohne ihn zu kennen, den verkünde ich euch.
3. Der Gott, der die Welt und alles, was auf ihr ist, geschaffen hat, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhänden erbaut sind, läßt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er irgend etwas bedürfte, während er doch selbst allen Leben und Atem und alles gegeben hat.
4. Er machte, daß aus einem einzigen Stamm das ganze Menschengeschlecht auf der ganzen Oberfläche der Erde Wohnung nahm, und hat für ihr Wohnen bestimmte Zeiten und genaue Grenzen festgesetzt, damit sie die Gottheit suchen, ob sie sie wohl ertasten und finden möchten, da sie ja nicht fern von einem jeden einzelnen von uns ist. Denn in ihm leben und weben und sind wir, wie es auch einige von euren Dichter ausgesprochen haben: Sind wir doch seines Geschlechts.“1
5. Aus dieser Stelle geht klar hervor, daß er, noch dazu unter Verwendung eines Dichterzitats aus den „Himmelserscheinungen“ des Aratos, treffliche Aussprüche bei den Griechen anerkennt und daß seiner andeutungsweise ausgesprochenen Meinung nach durch den „unbekannten Gott“ von den Griechen der Schöpfergott, freilich nur auf Grund oberflächlicher Kenntnis, verehrt werde, während man ihn der vollkommenen Erkenntnis nach durch den Sohn erfassen und kennenlernen müsse.
Apg 17,22-28; der Vers ist aus Aratos, Phainomena 5. ↩
