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1. Einige Leute aber, die sich für besonders begabt halten, erklären es für richtig, daß man sich weder mit Philosophie noch mit Dialektik beschäftigt, ja daß man nicht einmal die Naturwissenschaft erlernt, und fordern einzig und allein den Glauben. Das ist aber gerade so, wie wenn sie, ohne irgendwelche Mühe auf die Pflege des Weinstocks verwendet zu haben, gleich von Anfang an die Trauben ernten wollten.
2. Mit dem „Weinstock“1 wird aber allegorisch der Herr bezeichnet, und von ihm muß man mit Sorgfalt und mit einer der Lehre entsprechenden Sachkunde die Frucht abernten. Man muß aber die Zweige beschneiden, graben, den Weinstock aufbinden und das übrige tun, und man braucht, meine ich, für die Pflege des Weinstocks Winzermesser und Hacke und die anderen landwirtschaftlichen Geräte, damit er uns die eßbare Frucht zeige.
3. Wie aber beim Ackerbau und bei der Heilkunde jener am besten unterrichtet ist, der sich mannigfachere Kenntnisse erworben hat, so daß er den Landbau besser betreiben und die Heilkunde besser ausüben kann,
4. so nenne ich auch hier den am besten unterrichtet, der alles mit der Wahrheit in Beziehung setzt, so daß er auch von der Geometrie und der Musik und von der Grammatik und von der Philosophie selbst das Brauchbare entnimmt und damit den Glauben unangreifbar gegen alle Anschläge macht. Verachtet wird auch der Kämpfer, der zum Wettkampf nichts als Körperkraft mitbringt.2
