120.
1. Ferner erzählt der Philosoph Dion1 von einer Frau, namens Lysidike,2 daß sie im Übermaß von S. b82 Schamhaftigkeit nur bekleidet gebadet habe, und daß Philotera,3 wenn sie in die Badewanne steigen wollte, langsam das Gewand zurückgezogen habe, soweit das Wasser das Nackte bedeckte, um dann beim Heraussteigen sich allmählich wieder in das Gewand gehüllt habe.
2. Und hat denn nicht auch Foltern tapfer wie ein Mann die Athenerin Leaina ertragen? Obwohl sie Mitwisserin des Harmodios und des Aristogeiton war, verriet sie doch den Anschlag auf Hipparchos durchaus nicht, obwohl sie gar sehr gefoltert wurde.4
3. Es wird aber auch erzählt, daß die Frauen von Argolis unter der Führung der Dichterin Telesilla die kriegsgewaltigen Spartaner durch ihr bloßes Erscheinen in die Flucht getrieben haben und daß jene (Telesilla) in ihnen die Freiheit von Todesfurcht geweckt habe.5
4. Ähnliches erzählt auch der Dichter der Danais von den Töchtern des Danaos in folgenden Versen: „Und dann ergriffen in Eile die Waffen des Danaos Töchter, Dort am Gestade der herrlichen Fluten des mächtigen Nilstroms“, und wie es weiter heißt.6
Ob der hier genannte Philosoph Dion einer der sonst bekannten Träger dieses Namens ist, läßt sich nicht feststellen. ↩
Diese Lysidike ist sonst nicht bekannt. ↩
Philotera war die Schwester des Ptolemaios II; vgl. Strabon XIV 4,5 p. 769. ↩
Vgl. Plut. Mor. p. 505 DE; Pausan. I 23,2; Athen. XIII p. 596 F; Plinius, Nat. Hist. VII 87. ↩
Vgl. Plut. Mor. p. 245 C ff.; Pausan. II 20,8; Suidas s.v. (xxx) ↩
Danais Fr. 1 Kinkel. ↩
