13.
Warum aber Faustus meint, dass wir bezüglich Brot und Wein dieselbe religiösen Grundanschauung hätten wie sie (536,22), weiss ich nicht, da doch der Weingenuss für die Manichäer keine religiöse Handlung, sondern ein Sakrileg ist. Denn sie anerkennen zwar die Anwesenheit ihres Gottes in der Weintraube, im Weinfass dagegen wollen sie ihn nicht haben, als ob für sie ein Gott, der mit Füssen getreten und eingesperrt wird, allzu anstössig wirkte. Für uns aber bekommen Brot und Wein nicht zwangsläufig, – wie die Manichäer in ihrer Torheit meinen, da Christus in den Ähren und Weintrauben gefesselt sei, – sondern durch eine ganz bestimmte Weihehandlung jenen mystischen Sinn, den sie von ihrer Natur her nicht besitzen. Was also diese Wandlung nicht vollzieht, das ist, obwohl Brot und Wein, ein Nahrungsmittel, das dem körperlichen Wohl dient, kein Heiligungssmittel, das zum religiösen Leben gehört, ausser dass wir den Herrn preisen und ihm Dank sagen für jede seiner Gaben, nicht nur für die geistigen, sondern auch die materiellen. Bei euch dagegen befindet sich, wie euer Mythos es darstellt, in jedem Bissen, der euch vorgesetzt wird, der gefesselte Christus, der dann in euren Verdauungsorganen zusätzlich gefesselt und dank eurem Rülpsen aus den Fesseln befreit wird. Denn wenn ihr esst, sammelt ihr auf Kosten eures Gottes neue Kräfte, wenn ihr verdaut, erholt er sich wieder auf eure Kosten. Während er euch nämlich den Bauch füllt, bringt eure Sattheit ihn selber in quälende Enge. Man könnte es ihm als Barmherzigkeit anrechnen, dass er zu eurem Wohl in eurem Bauch Qualen auf sich nimmt, wenn er euch nicht, sobald euer Bauch wieder leer ist, verlassen würde, um euch nach gewonnener Freiheit zu entrinnen. Wie also kannst du damit unsere Lehre von Brot und Wein vergleichen, und behaupten (536,19), eure Irrlehre, die so weit von der Wahrheit entfernt ist, entspringe derselben religiösen Anschauung, womit du noch törichter denkst als jene vielen, die wegen unserer Verwendung von Brot und Wein meinen, dass wir Ceres und Liber verehren? Ich hielt diese Bemerkung deshalb für notwendig, damit ihr merkt, wie hohl und nichtig eure andere Vermutung ist, unsere Väter seien dem Saturn ergeben gewesen, weil sie den Sabbat feierten (491,5). So wie wir nämlich mit den heidnischen Gottheiten Ceres und Liber nichts gemeinsam haben, obwohl wir in unserem Gottesdienst das Sakrament des Brotes und des Weines feiern, über das ihr so lobend gesprochen habt, dass ihr in ihm eine Gemeinsamkeit zwischen euch und uns entdecken wolltet (536,22), genau so wenig hatten unsere Väter mit den Fesseln des Saturn zu tun, obwohl sie, wie es der Prophetenzeit angemessen war, die Sabbatruhe einhielten.
