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Denn auch über sie gebt ihr so viel Falsches und so Widerliches von euch, dass ihr schon lebendig in ihren Flammen schmoren würdet, wenn sie das ihr angetane Unrecht rächen wollte. Denn als erstes behauptet ihr, dass sie eine Art Schiff sei; so irrt ihr nicht nur, wie es heisst (Otto Spr.W.p. 61) am ganzen Himmel herum, sondern schwimmt dort auch noch. Und obwohl die Sonne allen Augen als kreisrunde Leuchte erscheint, und diese vollkommene Gestalt ihr aufgrund ihrer Rangordnung zukommt, stellt ihr sie als Dreieck dar, genauer gesagt ihr behauptet, dass ihr Licht durch eine Art dreieckförmiges Himmelsfenster über die Welt und die Erde strahlt. So kommt es, dass ihr zwar Rücken und Nacken zur wirklichen Sonne hin krümmt, dabei aber nicht sie selber, die in ihrer deutlich erkennbaren runden Gestalt sichtbar ist, anbetet, sondern ein mysteriöses, durch eine dreieckige Öffnung hindurch funkelndes und leuchtendes Schiff, das ihr euch in eurer Phantasie ausdenkt. Dieses Schiff hätte euer Baumeister sicher nicht gebaut, wenn die Wörter, aus denen Häretikerfabeleien gezimmert werden, ebenso teuer gekauft werden müssten wie die Hölzer, aus denen Schiffsplanken gezimmert werden. Soweit ist diese Sache einigermassen erträglich, und man mag deswegen, wie man will, über euch Manichäer lachen oder weinen; unerträglich sittenlos dagegen ist das was folgt, wenn ihr schildert, dass von diesem Schiff aus schöne Jungfrauen und Jünglinge zur Schau gestellt werden, um die Fürsten der Finsternis durch deren zauberhafte Körper in Liebessehnsucht entbrennen zu lassen, die männlichen Fürsten zu den Frauen, die weiblichen zu den Männern, sodass sich, ausgelöst durch die brennende Lust und schmachtende Gier, die Partikel eures Gottes aus deren Geschlechtsteilen, gleichsam ihren widerwärtigen und schmachvollen Fesseln, lösen konnten. Und eurer masslos unsittlichen Flickschusterei versucht ihr nun noch die unaussprechliche Dreifaltigkeit anzunähen, indem ihr behauptet, dass der Vater in einem unzugänglichen Licht wohne, die Kraft des Sohnes aber in der Sonne, seine Weisheit im Mond, und der Heilige Geist in der Luft (cf. P. 536,16 ff.).
