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Aber auch unsere Ahnherren, die Juden, haben sich nicht, wie Faustus das behauptete (538,11) vom Heidentum abgespalten und einzig deren Götterskulpturen, also deren Idole aufgegeben, während sie Tempel, Opfer, Altäre und Priesterämter beibehielten. Denn sie hätten ja, wie es nicht wenige tun, auch ohne diese Götterskulpturen den Bäumen, den Anhöhen, schliesslich gar der Sonne und dem Mond und den übrigen Gestirnen opfern können. Und wenn sie dies in jener kultischen Form getan hätten, die als latria bezeichnet wird, dann wären, – da sie ja auch so der Schöpfung anstelle des Schöpfers gedient und sich somit auf dem schlimmen Irrweg eines gottlosen Wahnkults befunden hätten –, weiterhin die Dämonen bereitgestanden, um ihr Spiel mit ihnen zu treiben und von ihnen in Empfang zu nehmen, was sie in solcher Weise opferten. Labsal für jene stolzen und gottverachtenden Geister sind ja nicht Opferduft und Rauch, wie manche Wirrköpfe meinen, sondern die Irrtümer der Menschen, nicht ihre eigene leibliche Erfrischung, sondern die böswillige Schadenfreude, wenn ihre Täuschungsmanöver, wie auch immer, Erfolg haben, oder der anmassende Stolz auf ihre vorgetäuschte Majestät, wenn sie sich rühmen können, göttliche Ehren zu empfangen. Unsere Vorväter aus dem Judentum gaben also nicht nur die Bildnisse der Heiden auf, nein, sie opferten weder der Erde, noch irgendwelchen irdischen Wesen, weder dem Meer noch dem Himmel, noch den himmlischen Heerscharen, sondern brachten ihre Opfergaben nur dem einen Gott, dem Schöpfer aller Dinge dar. Und es war sein Wille, dass sie ihm dargebracht werden, denn durch ihre Gleichnishaftigkeit verhiess er uns das wahre Opfer, mit dessen Hilfe er uns durch den Nachlass der Sünden mit sich selber versöhnte in Christus Jesus, unserem Herrn, dem Haupt jenes Leibes, zu dem die Gläubigen geworden sind, welche Paulus mit folgenden Worten anspricht (Rm. 12,1): Ich ermahne euch aber, meine Brüder, angesichts des Erbarmens Gottes, euren Leib als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen. Die Manichäer aber bezeichnen den menschlichen Leib als Werk des Volks der Finsternis und als Gefängnis, in dem Gott nach seiner Niederlage eingeschlossen ist. Also besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen dem, was Faustus, und dem was Paulus verkündigt. Da nun aber ein jeder, der euch ein anderes Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, verflucht sei (Gal. 1,9), spricht Christus durch die Person des Paulus (cf. Rm. 12,1) die Wahrheit, Mani aber soll in der Person des Faustus verflucht sein.
