20.
Wir haben auch nicht die Opfer der Heiden in Liebesmähler umgewandelt (538,6), sondern jenes Opfer, das ich kurz vorher erwähnte (556,12), gemäss der Aussage des Herrn (Mt. 9,12;12,7): Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, richtig verstanden. Denn unsere Liebesmähler nähren die Armen, sei es mit den Früchten des Feldes, sei es mit dem Fleisch der Tiere; und so wird das Geschöpf Gottes durch jenes Geschöpf Gottes, das dem Menschen als Speise zuträglich ist, genährt. Ihr dagegen seid von den lügenredenden Dämonen dazu überredet worden – und sie taten es nicht, damit ihr euer Fleisch beherrscht, sondern um euch zur Blasphemie zu verführen – euch der Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat, damit sie unter Danksagung von jenen genossen werden, die zum Glauben und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind; denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es unter Danksagung genossen wird (I Tim. 4,3 f.). Und so seid ihr dem Schöpfer gegenüber undankbar und vergeltet ihm für seine reichen Wohltaten mit einer gotteslästerlichen Beleidigung, indem ihr, weil bei den Liebesmählern den Armen meistens auch Fleisch ausgeteilt wird, die Barmherzigkeit der Christen mit den Opfern der Heiden gleichsetzt, wo ihr doch selber in einem weiteren Punkt mit einigen von ihnen Ähnlichkeiten aufweist: Tiere zu töten hält ihr nämlich deswegen für ein Unrecht, weil ihr glaubt, dass menschliche Seelen in ihnen wiederkehren können, eine Anschauung, die sich auch in den Texten einiger heidnischer Philosophen finden lässt, obwohl dies, wie es heisst, von späteren Interpreten anders gedeutet worden ist. Aber auch in dieser Frage ist euer Irrtum viel schlimmer; denn die Heiden befürchteten, mit den Tieren ihren Nächsten zu töten, ihr dagegen euren Gott, da ihr glaubt, dass auch die Seelen der Tiere Partikel von ihm sind.
