Nr. 4
Zur Abwehr der Feinde leistet die Göttin Pellonia Beistand. Welcher, saget an, fällt es euch nicht lästig. Die Partheien ziehen wider einander und kämpfen zunächst; jede ist Feind; welche wird nun Pellonia, da hier und dort man kämpft, abwehren, oder welcher wird sie sich huldreich erweisen, da sie jeder Parthei ihre Kraft und ihren Beistand zukommen lassen muß? Thut sie aber nun dieß, d. h. wendet sie beiden ihre Gunst und Hülfe zu, so büßt sie ihres Namens Kraft ein, der in Bezug auf die Abwehr der einen Parthei gebildet ist. Außer ihr behauptet etwa, diese Göttin eigne bloß allein den Römern und sey immer zu huldreichen Hülfsleistungen bereit, wo es die Queriten gilt. Mag das seyn, begünstigen und wählen wir den Namen; aber die Sache unterliegt keiner kleinen Untersuchung: denn was besitzen die Römer für eigenthümliche Götter, welche die anderen Völker nicht? und auf welche Weise können sie Götter seyn, wenn sie nicht allen Völkern allenthalben die Gleichförmigkeit ihrer Göttlichkeit zukommen lassen? Und, frage ich, wo war denn diese Pellonia, als in den kaudinischen Bergschluchten der Volksruhm unter das Joch gebeugt wurde? als beim trasimenischen See Blutströme sich ergossen? als die Felder des Diomedes (bei Kannae) mit den Leichen der Römer überhäuft waren? als so unzählige andere Niederlagen sich ereigneten? Schlief sie, schnarchte sie, oder war sie, wie Feiglinge zu thun pflegen, in's feindliche Lager entwichen?
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