Nr. 26
Was soll ich von jener Liebe sagen, in welcher die hehren Himmlischen zu den Weibern entbrannten, wie in euren Schriften enthalten ist: denn beschuldigen wir den König des Meeres, daß er die Amphitrite, die Hippothoe, die Amymona, die Menalippa, die Alopa durch die Gluth rasender Liebe der jungfräulichen Reinheit beraubt habe? jenen unbefleckten, höchst reinen und lauteren latonischen Apollo, daß er der Arsinoa, Aethusa, Hypsipyla, Marpesia, Zeuxyppa, dann der Prothoa, Daphne und Steropa mit unüberlegter Brunst begehrte? Wird durch unsere Gedichte bekannt gemacht, wie daß der greise Saturn, schon bedeckt von grauen Haaren und kalt durch der Jahre Menge, von seiner Frau im Ehebruch überrascht, S. 131 die Gestalt eines Pferdes annahm und wiehernd davonfloh? Ist Jupiter selbst, der Weltkönig, nicht von euch beschimpft worden, daß er durch unzählige Gestalten hindurchgegangen und die Flammen zügelloser Liebe durch gemeine Betrügereien verhüllt habe? Ward jemals von uns geschrieben, er unternahm aus Wollust Trug, sich bald in Gold, bald in einen kurzweiligen Satyr, in einen Drachen, in einen Schwan, in einen Stier, und, alle Arten des Schimpfes zu überspringen, in eine kleine Ameise, des Klitoris Tochter nämlich in Thessalien zu Myrmidons Mutter zu machen, umgestaltend? Wer ließ ihn neun Nächte ununterbrochen bei Alkmene wachen? Nicht ihr? Wer ließ den in Liebelei Unthätigen den himmlischen Aufenthalt verlassen? Nicht ihr? Und fürwahr keine geringe Gunst gebt ihr zur Folge, insofern euch der Gott Herkules geboren ward, der in dergleichen Dingen seines Vaters Kräfte übertraf. Jener konnte in neun Nächten kaum ein Kind zu Stande bringen; der hehre Gott Herkules hingegen entjungferte und schwängerte in Einer Nacht die fünfzig Töchter des Thestius. Was noch, nicht zufrieden der Götter Sorgfalt dem weiblichen Geschlecht zuzuweisen, fügt ihr auch die Liebe zum männlichen Geschlecht bei. Ich weiß nicht, wer den Hylas liebte. Ein Anderer ist für Hyazinth eingenommen. Jener brennt vom Verlangen des Pelops, dieser seufzt heftiger nach Chrysippos. Katamitus wird als Liebling und Mundschenk geraubt; und daß man des Jupiters Knabe sage, wird Fabius an den Hinterbacken angebrannt und besiegelt.
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