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1. Sodann können diejenigen, die dem Gesetz gehorchen, deswegen, weil sie eine gewisse Kenntnis von ihm haben, ihm den Glauben nicht verweigern und sich der Erkenntnis der Wahrheit nicht entziehen; diejenigen dagegen, die ungläubig sind und die Werke durchaus nicht vollführen wollen, sind, wie man zugeben muß, mehr als irgend jemand sonst ohne Erkenntnis der Wahrheit.
2. Worin besteht also der Unglaube der Griechen? Doch wohl darin, daß sie der Wahrheit nicht glauben wollen, die behauptet, daß das Gesetz von Gott durch Moses gegeben sei,1 da sie ja sogar selbst auf Grund ihrer eigenen Überlieferungen Moses ehren müssen.
3. Von Minos erzählen sie, daß er alle neun Jahre in die Grotte des Zeus gegangen sei und von ihm die Gesetze erhalten habe; und von Lykurgos schreiben Platon und Aristoteles und Ephoros, daß er häufig nach Delphi zu Apollo gekommen und von ihm in der Gesetzgebung unterwiesen worden sei.2 Und Chamaileon von Herakleia in seiner Schrift „Über die Trunkenheit“ und Aristoteles in der „Staatsverfassung der Lokrer“ berichten, daß der Lokrer Zaleukos seine S. a141 Gesetze von Athene erhalten habe.3.
4. Wenn sie so nach dem Vorbild des prophetischen Berichts über Moses das Ansehen der griechischen Gesetzgebung steigern und auf die Gottheit zurückführen wollen, so sind sie undankbar, weil sie nicht offen die Wahrheit und das Vorbild der bei ihnen verbreiteten Erzählungen eingestehen.
