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1. Wenn aber die Propheten und Apostel die Fächer nicht kennengelernt haben, in denen sich die philosophische Schulung betätigt, so verlangt doch der Sinn (der Worte) des weissagenden und belehrenden Geistes, der verhüllt ausgesprochen wird, weil nicht alle das zum Verständnis geeignete Ohr besitzen,1 für das Verständnis die nötigen sachkundigen Erklärungen.
2. Denn ganz richtig hatten die Propheten und die Schüler des Geistes jenen Sinn erkannt; auf Grund ihres Glaubens nämlich faßten sie ihn so auf, wie der Geist ihn gesagt hat; aber es ist nicht S. a47 möglich, daß man ihn leicht so auffaßt, wenn man nicht Jünger geworden ist.2
3. „Die Gebote“, so heißt es, „schreibe dir doppelt auf, für Rat und Kenntnis, auf daß du Worte der Wahrheit denen antworten kannst, die dir eine Frage vorlegen.“3
4. Was ist nun die Kenntnis, die das Antworten ermöglicht? Die gleiche, die auch beim Fragen hilft. Das wird aber wohl die Dialektik sein.4
5. Wie nun? Ist nicht auch das Reden eine Tätigkeit und ist nicht das Handeln eine Folge vom Reden und Überlegen? Denn wenn wir nicht mit Überlegung handeln, so ist unser Tun unüberlegt und unvernünftig. Jede vernünftige Tat wird aber entsprechend dem Willen Gottes vollführt. „Und nichts ist ohne es geworden“,5 so heißt es, nämlich ohne das Wort Gottes. Oder hat nicht auch der Herr alles durch sein Wort gemacht?6
6. Es arbeiten aber auch die Haustiere, doch nur getrieben von dem Zwang der Furcht. Geraten aber nicht auch die sogenannten Orthodoxasten auf gute Werke, ohne zu wissen, was sie tun?7
