47.
1. Wie die Möglichkeit, Wohltaten zu empfangen, aufgehoben wird, wenn wir das Erweisen von Wohltaten aufheben, so werden auch der Gehorsam und der Glaube unmöglich gemacht, wenn wir nicht das Gebot und den Ausleger des Gebotes mit dazunehmen. Nun machen wir reichlich Gebrauch von Taten und Worten, damit beide einander ergänzen und fördern.
2. Die Künste der Eristik und Sophistik müssen wir aber gänzlich von uns abweisen, da auch schon die Sprache der Sophisten nicht nur die Masse betrügt und täuscht,1 sondern durch Gewaltanwendung auch schon manchmal einen Kadmeischen Sieg davongetragen hat.2
3. Denn mehr als alles wahr ist jenes Psalmwort: „Der Gerechte wird bis zum Ende leben, denn er wird das Verderben nicht schauen, wenn er Weise sterben sieht.“3 Was für Weise meint es denn? Höre aus der Weisheit Jesu: „Nicht ist Weisheit die Kenntnis von Schlechtigkeit“4 Er meint damit offenbar die Weisheit die die Künste der Rhetorik und Dialektik ersonnen S. a49 haben.
4. „Du wirst also Weisheit bei Schlechten suchen und nicht finden“5 Und wenn du wieder fragst: was für eine Art von Weisheit?, wird er dir antworten: „Der Mund des Gerechten wird Weisheit herabträufeln lassen.“6 Mit dem gleichen Wort „Weisheit“ wird wie die Wahrheit auch die Kunst der Sophisten bezeichnet.
Vgl. Strom. I 42,3; Platon, Staat III p. 413 A ↩
Vgl. Zenobios IV 45; Diogenianos V 34; Arsen. Viol. p. 315 f Walz. Die Redensart bedeutet einen auch für den Sieger unglücklichen Ausgang eines Kampfes und wurde gewöhnlich von dem Kampfe zwischen Polyneikes und Eteokles in dem von Kadmos gegründeten Theben abgeleitet, bei dem beide fielen. ↩
Ps 48,10f. ↩
Ekkli [Sir] 19,22. ↩
Spr 14,6. ↩
Ebd. 10,31. ↩
