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S. 250 1. Der reiche und gesetzestreue Mann verstand diese Worte nicht richtig, noch verstand er, wie man zugleich arm und reich sein kann und Schätze haben und nicht haben und die Welt genießen und nicht genießen;1 darum ging er betrübt und niedergeschlagen hinweg,2 verließ den ihm anvertrauten Posten auf dem Wege zum Leben, das er nur ersehnen, aber nicht auch erlangen konnte, und machte das Schwierige selbst für sich unmöglich.3 2. Denn schwierig war es, die Seele von dem mit dem sichtbaren Reichtum verbundenen üppigen und glänzenden Zauber nicht gefangennehmen und blenden zu lassen, aber nicht unmöglich, auch trotz des Reichtums das Heil zu ergreifen, wenn man sich von dem mit den Sinnen wahrnehmbaren Reichtum zu dem geistigen und von Gott geoffenbarten Reichtum kehrt und es lernt, die gleichgültigen Dinge4 richtig und entsprechend zu verwenden und wie einer, der den Weg zum ewigen Leben eingeschlagen hat. 3. Auch die Jünger selbst gerieten zuerst in Furcht und Schrecken,5 als sie das Wort des Herrn hörten. Warum denn?6 Etwa weil auch sie viele Schätze besaßen? Aber sie hatten sogar jene armseligen Netze und Angelhaken und die Ruderschiffchen längst im Stiche gelassen, all das, was ihr einziger Besitz war. Warum also sagen sie voll Furcht: „Wer kann gerettet werden?“7 4. Sie haben richtig, und wie es sich für die Jünger geziemte, das verstanden, was der Herr in bildlicher und dunkler Weise gesagt hatte, und hatten die Tiefe seiner Worte erfaßt. 5. Soweit es sich um Freiheit von weltlichem Besitz handelte, konnten sie hinsichtlich der Erlösung guter Zuversicht sein, aber sie waren sich S. 251 bewußt, daß sie die Begierden noch nicht ganz abgelegt hatten (sie waren ja erst vor kurzem Jünger geworden und erst vor kurzem vom Herrn für seinen Dienst angeworben worden); deshalb „erschraken sie sehr“,8 und gaben die Hoffnung auf ihre Rettung auf, nicht weniger als jener Reiche, der sich so fest an seinen Besitz klammerte, daß er ihn dem ewigen Leben vorzog. 6. Die Jünger hatten also in der Tat genug Anlaß zur Furcht, wenn in gleicher Weise der Besitzer des Reichtums und derjenige, der Begierden in sich trägt, an denen auch sie reich waren, vom Himmelreich ausgeschlossen werden sollen; denn nur Seelen, die frei von Begierden und rein sind, erlangen das Heil.9
Vgl. 1 Kor 7,29-31. ↩
Vgl. Mk 10,22. ↩
Vgl. ebd. 10,23.27. ↩
Auch hier ist von den (xxx) die Rede; vgl. oben 15,2 Anmerkung 1. ↩
Vgl. Mk 10,26. ↩
Die Interpunktion des Textes ist zu ändern: der Punkt ist nicht vor, sondern nach (xxx) zu setzen. ↩
Mk 10,26. ↩
Mk 10,26. ↩
Sacr. Par. 288 Holl; Antonius Melissa p. 150 Gesner. ↩
