40.
1. Für die bereits begangenen Sünden gibt also Gott Vergebung, für die aber, die noch in der Zukunft sind, jeder einzelne sich selbst.1 Und darin besteht die Sinnesänderung, daß man die vergangenen Taten verurteilt und Straferlaß für sie von dem Vater erbittet, der allein von allen das Geschehene ungetan zu machen vermag, indem er mit seinem eigenen Erbarmen und mit dem Tau des Geistes die früheren Verfehlungen abwäscht. 2.2 „Denn worin ich euch treffe“, so sagt er, „darin werde ich euch auch richten“,3 und bei jeder Gelegenheit weist er nachdrücklich auf das Ende von allem hin.4 3. Daher sind auch für den, der in der S. 273 Hauptsache in seinem Leben recht gehandelt hat, zuletzt aber auf den Irrweg des Lasters geraten ist, alle seine früheren Anstrengungen nutzlos,5 weil er am entscheidenden Wendepunkt6 des Dramas die Teilnahme am Kampf aufgegeben hat. Dagegen ist es für den, der zuvor ein schlechteres und leichtfertiges Leben geführt hat, möglich, wenn er hernach seinen Sinn ändert, den schlechten Lebenswandel einer langen Zeit durch die Zeit nach der Sinnesänderung völlig auszutilgen.7 4. Aber große Sorgfalt ist (dabei) nötig, gerade wie ein durch lange Krankheit geschwächter Körper sorgfältig geregelte Lebensweise und größere Achtsamkeit nötig hat. 5. Du Dieb, willst du Vergebung erlangen? Stiehl nicht mehr!8 Der Ehebrecher soll sich von dem Feuer der Lust nicht mehr in Brand setzen lassen!9 Der Hurer halte sich in Zukunft keusch! Du, der du geraubt hast, gib das Geraubte zurück und gib noch mehr dazu!10 Du falscher Zeuge, befleißige dich der Wahrheit! Du Meineidiger, schwöre nicht mehr! Und bezähme die übrigen Leidenschaften, den Zorn, die Lust, die Trauer, die Furcht,11 damit es sich. wenn du von hinnen scheidest, zeigen möge, daß du dich vorher schon hier mit deinem Widersacher ausgesöhnt hast!12 ! 6. Nun ist es freilich vielleicht unmöglich, auf einmal alle die Leidenschaften, die mit uns groß geworden sind, auszurotten, aber mit Gottes Macht und menschlichen Flehen und brüderlicher Hilfe und aufrichtiger Reue und unablässigem Eifer wird es glücklich zuwege gebracht.
Vgl. Ecl. proph. 15,2. ↩
40,2-4.6 ist Sacra Par. 296 f. Holl. ↩
Vgl. oben 17,1 mit Anm. ↩
Vgl. vielleicht 1 Petr 4,7. ↩
Vgl. Sap 3,11. ↩
Das griechische Wort (xxx) bedeutet sowohl den Wendepunkt im Drama als das Ende. ↩
Vgl. Ez 18,21-24. ↩
Vgl. Eph 4,28. ↩
Der Ausdruck (xxx) stammt aus 1 Kor 7,9. ↩
Vgl. Lk 19.8. ↩
Vgl. oben 29,2 mit Anm. ↩
Vgl. Mt 5,25; Lk 12,58. ↩
