3.
1. Wer nun von Liebe zur Wahrheit und von Liebe zu den Brüdern erfüllt ist1 und sich nicht selbstgefällig über die zum Heile eingeladenen2 Reichen erhaben dünkt noch andererseits im Streben nach eigenem Vorteil unterwürfig gegen sie ist, der muß sie zunächst durch Zureden aus ihrer unbegründeten Verzweiflung befreien und vermittelst der nötigen Erklärung der Worte des Herrn nachweisen, daß ihnen, wenn sie den Geboten gehorchen, die Hoffnung auf das Erbe des Himmelreichs nicht völlig abgeschnitten ist. 2. Sodann, nachdem sie so erkannt haben, daß ihre Furcht grundlos ist3 und daß der Heiland sie gern annimmt, wenn sie nur selbst wollen, muß man ihnen ferner zeigen und ihnen klar vor Augen führen,4 auf welche Weise und durch welche Werke und mit welcher Gesinnung sie der Hoffnung teilhaftig werden können, da sie weder unerreichbar für sie ist noch andererseits ihnen ohne weiteres zuteil wird. 3.5 Vielmehr müssen die Reichen dieser Welt - um Geringes und Vergängliches mit Großem und Unvergänglichem zu vergleichen - das nämlich beherzigen, was bei Wettkämpfern gilt. 4. Wer nämlich von diesen die Hoffnung aufgegeben hat, daß es für ihn möglich sei, zu siegen und den Kranz zu erlangen, läßt sich überhaupt nicht für den Kampf einschreiben; wer dagegen die Hoffnung auf den Sieg in seinem Herzen hegt, sich aber den nötigen Anstrengungen und Übungen und der richtigen S. 231 Lebensweise nicht unterziehen will, bleibt unbekränzt und gelangt nicht zu dem erhofften Ziel. 5. So soll auch ein Mensch, der im Besitz dieser irdischen Güter ist, sich weder von vorneherein für ausgeschlossen von den Siegespreisen des Heilandes erklären, wenigstens sofern er gläubig ist und die Größe der Liebe Gottes zu den Menschen kennt, noch darf er andererseits, wenn er ohne Übung und ohne Kampf bleibt, hoffen, ohne den Staub und den Schweiß des Kampfplatzes den Siegeskranz des ewigen Lebens zu erlangen.6 6. Vielmehr wird er sich selbst mit Freuden dem Logos als dem Lehrmeister im Kämpfen7 und Christus als dem Kampfrichter unterwerfen. Vorgeschriebene Speise und Trank sei für ihn das neue Testament des Herrn,8 seine Übungen seien die Gebote,9 seine gute Haltung und sein Schmuck bestehe in den herrlichen Tugenden, der Liebe, dem Glauben, der Hoffnung,10 der Erkenntnis der Wahrheit, der Güte, der Sanftmut, der Barmherzigkeit, der Keuschheit, damit er, wenn die letzte Posaune11 das Zeichen für das Ende des Laufes und für den Abschied vom Diesseits12 und damit gleichsam von der Rennbahn dieses Lebens gibt, mit gutem Gewissen als Sieger vor den Kampfrichter treten kann und für würdig des himmlischen Vaterlandes erklärt werde, in das er geschmückt mit Siegeskränzen und empfangen von dem Heroldsruf der Engel heimkehrt.13
Ich übersetze (xxx). ↩
Zu dem hier verwendeten Wort (xxx) vgl. 1Kor 1,24. ↩
Die Redensart (xxx) ist aus Platon, Sympos. p. 198 A entnommen. ↩
Der hier verwendete Ausdruck (xxx) stammt aus der Mysteriensprache. ↩
Der im folgenden gebrauchte Vergleich zwischen dem Christen und dem Wettkämpfer ist in der altchristlichen Literatur häufig; vgl. die von Joh. Geffcken zu Orac. Sybill. II 37 ff. gesammelten Stellen. ↩
Vgl. 1Kor 9, 25. ↩
Mit (xxx) ist der berufsmäßige Lehrmeister des Athleten, der Trainer, gemeint. ↩
Vgl. 1Kor 11, 25. ↩
Vgl. Strom VII 83,2: „sich übend durch die Gebote.“ ↩
vgl 1Kor 13, 13. ↩
Vgl. 1Kor 15, 52. ↩
Der Übersetzung liegt der geänderte Text (xxx) (vgl. 2Tim 4,7) (xxx) zugrunde. ↩
Wer in den großen Nationalwettkämpfen eines Siegespreis erhalten hatte, wurde bei seiner Rückkehr in die Heimat mit großen Ehren empfangen. ↩
