28.
S. 259 1. Als zweites Gebot der Reihe nach, das um nichts geringer sei als jenes, nennt er dieses: „Du sollst lieben deinen Nächsten wie dich selbst!“1 Demnach mußt du Gott mehr als dich selbst lieben. 2. Und als jener, der sich mit ihm unterredete, fragte: „Wer ist der Nächste?“,2 begrenzte er den Sinn des Wortes „Nächster“3 nicht in der Weise der Juden auf den Blutsverwandten oder den Mitbürger oder den Proselyten (den vom Heidentum zum Judentum Übergetretenen) oder den in gleicher Weise Beschnittenen oder auf den, der nach dem gleichen Gesetz lebt. 3.4 Vielmehr läßt er in seiner Erzählung einen Mann von Jerusalem hinab nach Jericho gehen und zeigt, wie dieser von Räubern niedergestochen und halbtot auf den Weg hingeworfen wurde, wie dann ein Priester vorüberging und ein Levit sich nichts um ihn kümmerte, wie sich dagegen der verachtete und ausgestoßene Samariter seiner erbarmte. Dieser ging nicht zufällig5 vorüber wie die anderen, sondern kam gut mit allem versehen, was der Gefährdete brauchte, mit Wein, Öl, Binden, einem Reittier und mit Geld, um den Wirt der Herberge zu bezahlen, wovon er ihm einen Teil sofort gab, einen anderen noch für später versprach. 4. „Wer von diesen Männern“, so sagt er, „ist der Nächste für den gewesen, dem es so schlimm ergangen war?“ Und als jener antwortete: „Der Mann, der ihm die Barmherzigkeit erwies“, sagte er: „So gehe auch du hin und handle ebenso!“ Damit will er sagen, daß aus der Liebe das Wohltun erwächst.
