38.
1. Du aber erlerne „den ganz unübertrefflichen Weg“1 zur Rettung, den Paulus zeigt: „Die Liebe sucht nicht das Ihre“,2 sondern ist über den Bruder ausgegossen; auf ihn ist ihre Leidenschaft gerichtet, um seinetwillen ist sie in verständiger Weise von Sinnen. 2. „Liebe deckt der Sünden Menge zu;3 die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus;4 sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf,5 sie freut sich nicht über das Unrecht, sie freut sich vielmehr mit der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe wird nie zu Schanden, die Weissagungen vergehen, die Zungenreden hören auf, die Heilungen werden auf der Erde zurückgelassen.6 Es bleiben aber diese drei: Glaube, Hoffnung, Liebe; am größten aber unter diesen ist die Liebe.“7 Und mit Recht (ist dies gesagt): denn der Glaube vergeht, wenn wir Gott schauen, und so durch unser eigenes Schauen überzeugt werden; und die Hoffnung verschwindet, wenn das, was wir hofften, erfüllt ist; die Liebe aber geht mit hinein in den Ort der Erfüllung8 und wächst nur noch mehr, wenn das Vollkommene geschenkt ist. 4. Wenn jemand diese Liebe in seine Seele pflanzt, so kann er, mag er auch in Sünden geboren sein9 und mag er auch viel von dem getan haben, was verboten ist, doch dadurch, daß er die Liebe mehrt und aufrichtige Reue empfindet, seine früheren Fehltritte wieder gutmachen. 5.10 Aber auch folgender Gedanke soll nicht als Anlaß zur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in dir bleiben:
Vgl. 1 Kor 12,31. ↩
1 Kor 13,5. ↩
1 Petr 4,8; (Prov 10.12). ↩
1 Joh 4,18. ↩
1 Kor 13,4. ↩
Vgl. 1 Kor 13,6-8. ↩
Ebd 13,13. ↩
Der neutestamentliche Ausdruck (xxx) wird von Clemens wie von den Gnostikern zur Bezeichnung des Ortes der Erfüllung der Verheißungen gebraucht; vgl. die ähnliche Stelle Exc. ex Theod. 26,3. ↩
Vgl. Joh 9.34. ↩
Zum folgenden vgl. Strom II 57,1. ↩
