21.
1. Der Herr aber antwortet: „Das bei Menschen Unmögliche, ist Gott möglich.“1 Wiederum ist auch dieses Wort voll großer Weisheit, weil der Mensch, der sich für sich bemüht und die Freiheit von Begierden zu erlangen strebt, nichts ausrichtet; wenn er aber offenbar ganz sehr darnach strebt und sich alle Mühe gibt, so erringt er den Sieg dadurch, daß ihm Gottes Kraft zu Hilfe kommt. 2.2 Denn wenn die Seelen ihren Willen zeigen, dann steht ihnen Gott mit seinem Geist bei; wenn sie aber in ihrem Eifer nachlassen, dann wird ihnen auch der von Gott gegebene Geist entzogen; denn jemand wider seinen Willen zu retten, ist Gewalt, jemand, der es sich wünscht, ist Gnade. 3. Aber auch den Schlafenden und Trägen wird das Reich Gottes nicht zuteil, sondern „die Gewalttätigen reißen es an sich“.3 Denn das ist die einzige schöne Gewalttat, Gott zu überwältigen und von Gott Leben zu rauben; er aber kennt die, die mit Gewalt oder vielmehr mit Stetigkeit darnach trachten, und läßt sich bewegen; denn Gott freut sich, hierin überwunden S. 252 zu werden. 4. Als daher der selige Petrus, der Auserwählte, der Erlesene, der Erste unter den Jüngern, für den allein außer für sich selbst der Herr die Steuer zahlte,4 dieses Wort gehört hatte, da erfaßte er es rasch und verstand es. 5. Und was sagt er? „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“.5 Wenn er mit dem Worte „alles“ seinen Besitz meint, so rühmt er sich dessen, daß er vielleicht vier Obolen,6 wie es sprichwörtlich heißt, aufgegeben habe, und bezeichnet unbewußt als Entgelt dafür das Himmelreich. 6. Wenn sie aber, wie wir soeben sagten, den alten geistigen Besitz und die Krankheiten der Seele von sich warfen und den Fußspuren des Meisters folgten, so würde dies denen als Pflicht auferlegt werden, die im Himmel eingeschrieben werden wollen.7 7. Denn das heißt in Wahrheit dem Herrn nachfolgen, wenn man seine Sündlosigkeit und Vollkommenheit erstrebt und nach seinem Vorbild gleich wie nach einem Spiegel seine Seele schmückt und formt und alles durchweg in gleicher Weise gestaltet.
Mk 10,27. ↩
21,2.3 ist Sacr. Par. 289.290.291. ↩
Mt 11,12. ↩
Vgl. Mt 17,27. ↩
Mk 10,28. ↩
Die sprichwörtliche Redensart von vier Obolen (ein Obolos ist der 6. Teil einer Drachme, etwa 13 Pfennig) findet sich auch in einem bei Pollux, Onomast. VII 133 erhaltenen Vers des Aristophanes (Fr. 300 Kock) und bei Suidas s.v. (xxx). ↩
Vgl. Lk 10,20; Hebr 12,23. ↩
