(39.)
(1.) Wir wollen annehmen, du habest verstanden, wer der Reiche ist, der keinen Platz im Himmel hat, und auf welche Weise jemand seinen Besitz verwenden muß,1 um der üblen Nachrede und den Schwierigkeiten zu entfliehen, durch die der Reichtum den Weg zum Leben zu versperren droht, und um zum Genuß der ewigen Güter gelangen zu können; wir wollen weiter annehmen, daß ein solcher Reicher nach der Versiegelung (nach der Taufe)2 und der Erlösung3 aus Unwissenheit oder aus Schwäche oder infolge von Umständen, die ohne sein Zutun eintraten, in gewisse Sünden oder Verfehlungen geraten ist, so daß er von ihnen völlig mit fortgerissen wurde; auch dieses soll dir, wie ich sagte, kein Anlaß zu dem hoffnungslosen Gedanken sein, daß dieser Mann von Gott völlig verdammt sei. 2. Denn für jeden, der sich in Wahrheit aus ganzem Herzen zu Gott bekehrt, stehen die Türen offen; und mit herzlicher Freude nimmt der Vater den Sohn auf, der wahrhaftig Buße tut.4 Die wahre Buße besteht aber darin, daß man nicht länger in den nämlichen Fehlern verharrt, daß man vielmehr aus der Seele samt den Wurzeln völlig die Sünden entfernt, um derentwillen man sich selbst des Todes würdig erfunden hat.5 Denn wenn diese ausgetilgt sind, dann wird Gott wieder zu dir kommen und Wohnung in dir nehmen. 3. Denn er sagt, daß große und unvergleichliche Freude und Festfeier in dem Himmel für den Vater und die Engel ist, wenn ein einziger Sünder sich bekehrt und Buße tut.6 4. Deshalb ruft er auch: „Barmherzigkeit will S. 272 ich und nicht Opfer.7 Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern seine Buße.8 Und wenn eure Sünden wie Purpurwolle sind, so will ich sie weiß wie Schnee machen; und wenn sie schwärzer als die Finsternis sind, so will ich sie reinwaschen und wie weiße Wolle machen!“9 5. Denn für Gott allein ist es möglich, Sündenvergebung zu gewähren10 und „Verfehlungen nicht anzurechnen“,11 zumal da der Herr auch uns befiehlt, jeden Tag unseren Brüdern zu vergeben, wenn sie ihr Tun bereuen.12 6. Wenn aber wir, die wir böse sind, gute Gaben zu geben wissen,13 , um wie viel mehr „der Vater der Barmherzigkeit“!14 Der gute Vater „alles Trostes“,15 der Barmherzige16 und Huldreiche17 ist seinem Wesen nach langmütig, er wartet auf die, sie sich zu ihm bekehren.18 Die Bekehrung aber besteht in Wahrheit darin, daß man von den Sünden abläßt und nicht mehr nach rückwärts schaut.19
[In der Vorlage beginnt hier 39.1.] ↩
Zu den Bedeutung des Wortes (xxx) „Taufe“ in der altchristlichen Literatur vgl. W. Bauer, Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments, Sp. 1276 und die dort angeführte Literatur. ↩
Ob das Wort (xxx) hier eine bestimmte kirchliche Handlung bezeichnet, ist fraglich. ↩
Vgl. Lk 15,23 f. ↩
Sacra Par. 294 Holl; Antoniius Melissa p. 22 Gesner. ↩
Vgl. Lk 15,7.10. ↩
Mt 9,13; 12,7 (Hos 6,6). ↩
Ez 18,23. ↩
Jes 1,18. ↩
Vgl. Mk 2,7; Lk 5,21. ↩
2 Kor 5,19. ↩
Vgl. Lk 17,3 f. ↩
Vgl. Mt 7,11; Lk 11,13. ↩
2 Kor 1,3 ↩
2 Kor 1,3. ↩
Vgl. vielleicht Jak 5,11. ↩
Vgl. Ex 34,6;Ps 85,15. ↩
Der folgende Satz ist Sacra Par. 295 Holl. ↩
Vgl. Lk 9,62. ↩
